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Gastronomie Gastronomie: Zechpreller sitzt nun hinter Gittern

14.08.2013, 08:36
Während der Weizenernte der Agrargenossenschaft Wethautal holt sich Anke Hasse Proben direkt vom Hänger.
Während der Weizenernte der Agrargenossenschaft Wethautal holt sich Anke Hasse Proben direkt vom Hänger. MICHAEL THOMÉ Lizenz

Naumburg/WETTABURG - Auf zwei Feldern konnte gar nichts geerntet werden. Das Hochwasser hatte die Gerste zerstört. Da sollte Anke Hasse im Auftrag des Statistischen Landesamtes in diesem Jahr die ersten Proben für die „Besondere Ernteermittlung“ nehmen. Bei ihrem dritten Versuch kam sie auf Schlägen der Milchviehanlage Molau bei der Weizenernte zum Zug. Dann stand sie den Erntemaschinen der GbR Köckenitzsch im Raps zu Seite. Und nun haben sie die Landwirte im Wethautal informiert, dass sie oberhalb von Wettaburg den Weizen mähen - solange das Wetter hält. Also lässt die 48-Jährige ihre Arbeit in Haus und Hof fallen und eilt mit ihrem robusten Auto aufs Feld.

Als „Besondere Ernteermittlung“ wird das beschriebene Verfahren der Volldruschproben zur Hochrechnung von Menge und Qualität der Ernte bezeichnet. In ganz Sachsen-Anhalt werden dafür 553 solcher Proben genommen und 90 von Kartoffelrodungen. In den vier Südkreisen sind es von deren 270 000 Hektar Ackerflächen 133 Volldruschproben und neun Kartoffelproben, im Burgenlandkreis 74 Getreide- und sieben Kartoffelproben von 90 000 Hektar Ackerfläche. Elf Probenehmer betreut das Alff Süd.

Matthias Söll und Florian Doller haben gerade mit der Arbeit begonnen, beeilen sich, weil in der Ferne schon der Donner grollt. Anke Hasse muss ihren Arbeitsrhythmus aber immer mal wieder unterbrechen, um sich ein paar Hände voll Körner vom Hänger zu holen. Zum Schluss mischt sie die Ausbeute, füllt etwas in eine Plasteflasche, etwas in ein Säckchen. Mögen es vier Kilo sein, die sie am Ende wegträgt.

16 Ziele hat sie in diesem Jahr auf ihrer Liste, überall wurde sie vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (Alff) schon angekündigt, doch wann genau sie raus muss, das erfährt sie von den Betrieben selbst. Also pflegt sie mit ihnen Kontakt. Zehn Unternehmen sind es in diesem Jahr. Die letzte Probe wird Hasse im September in Haardorf auf einem Kartoffelfeld der Osterfelder Agrar GmbH nehmen.

So wie Anke Hasse sind in den vier südlichen Landkreisen Sachsen-Anhalts, die vom Alff Süd betreut werden, weitere zehn Probenehmer unterwegs, damit das Statistische Landesamt am Ende einschätzen kann, wie die diesjährige Ernte ausgefallen ist - von der Menge her bis hin zu den Qualitäten. Sie liefern von statistisch ermittelten Betrieben und Feldern das Material, das in der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau ausgewertet wird. Vom Alff, wo die Probenehmer die Flaschen und Säckchen abliefern, geht ein nur mit einer Nummer gekennzeichneter Teil per Post ins Labor nach Lettin. Dort werden Feuchte, Schwarzbesatz und Auswuchs ermittelt, Angaben, die dem Alff bereits zur Verfügung stehen, bevor spät im Jahr die offizielle Erntestatistik verkündet wird. Zusammen mit den Meldungen aus den Betrieben, was sie an Gewicht von dem Schlag eingefahren haben, lassen sich dann erste Ernteergebnisse ableiten, die wöchentlich an das Ministerium für Landwirtschaft gehen. Freilich gibt es noch viele Wenn und Aber, denn schon das Feld vom Nachbarn kann ganz anders ausgesehen haben. Gerade die Gewitter ziehen manchmal scharfe Grenzen.

Doch Thomas Reinhardt vom Alff wagt anhand der Ernte von Wintergerste und Raps sowie der ersten Weizenergebnisse schon einmal eine Aussage: Bei den Extremen dieses Jahr scheint die Landwirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts besser davongekommen zu sein, als erwartet. Als durchschnittlich bezeichnet er die Mengen und von den Qualitäten sei von Gut bis Böse alles dabei. „Beim Weizen ist nach oben noch viel offen“, sagt er.

Um die Qualität zu beurteilen, geht der zweite Teil der Proben, der in den Säckchen, zur Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung nach Detmold. Dort werden von den verschiedenen Sorten zudem Pilzbefall, Proteinwert und Fallzahl (ein Parameter zur Backfähigkeit von Getreidemehl) bestimmt. Die Summe der Ergebnisse lässt dann Aussagen zur Ernte und Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft zu.