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Musizieren in Naumburg Faszination Tischharfe

Die Wahl-Naumburgerin Sabine Milter entdeckte Anfang des Jahres das Zupfinstrument für sich. Mit der Kreismusikschule möchte sie ein Ensemble aufbauen.

Von Jana Kainz 20.10.2021, 13:28
Würde sehr gern in Gemeinschaft auf der Tischharfe musizieren: Wahl-Naumburgerin Sabine Milter.
Würde sehr gern in Gemeinschaft auf der Tischharfe musizieren: Wahl-Naumburgerin Sabine Milter. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Schon Soulsängerin Angelika Weiz gab dem Lied „Unsre Heimat“ einen völlig neuen Sound. Auch verschiedene Liedermacher nahmen das Lied, dessen wohl bekannteste Version einst vom Pionierchor des Berliner Rundfunks gesungen worden ist, individuell bearbeitet in ihr Repertoire auf. Dieser Tage erklingt das Lied in Naumburg, und zwar in ganz neuem Klang: gezupft auf einer Tischharfe. Konzentriert ist Sabine Milter über die 25 Saiten gebeugt. Ihre beiden Mittelfinger folgen jenen schwarz gedruckten Punkten eines Blattes, das die 62-Jährige hinter die Saiten geschoben hat - ähnlich wie bei einer Zither, doch bei dieser liegen die Seiten quer vorm Musiker. Von diesen Spielblättern hat sie einen ganzen Stapel. Das Repertoire reicht von Seemannsliedern über Volks- und Traditionsliedern bis hin zu Kinderliedern.

Nach und nach erarbeitet sie sich nun Lied um Lied. Immerhin spielt Sabine Milter das Instrument erst seit dem Frühjahr - nach zwei Telefonaten mit einer Bekannten. „Im November sagte sie zu mir - sie lebt in einer Pflegeeinrichtung: ’Sabine, ich spiele jetzt Harfe’, worauf ich erwiderte, dass das doch unheimlich schwer sei.“ Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie mühselig es sein kann, ein Instrument zu erlernen. Mit Anfang 50 wandte sie sich dem Gitarrenspiel zu. „Ich habe Unterricht genommen, aber nach Noten zu spielen, war mühselig“, erzählt sie. Es war nur ein kurzes Intermezzo. So ließ ihr nach dem Telefonat der Gedanke keine Ruhe, dass die Bekannte Harfe spielt - einfach so und ohne Mühe. Sie hakte im nächsten Ferngespräch nach, wie man so ein Instrument ohne Notenkenntnisse spielen könne. Notenkenntnisse? Die seien nicht nötig, denn es gebe diese Spielblätter mit Punkten darauf, die anzeigen, in welcher Reihenfolge welche Saite gezupft wird. Sabine Milters Interesse wuchs. Nach einer nur eine Woche später zufällig gesehenen Fernsehreportage rund um die Tischharfe stand für die inzwischen in Naumburg lebende gebürtige Hamburgerin fest: „Das ist ja toll. Harfe, das ist es.“ Sofort bemühte sie sich um eine Leih-Tischharfe. Während ihrer Recherchen stieß sie aber auf eine Salzburger Firma, die dieses Instrument so herstellt, dass es optisch an eine Harfe erinnert. Damit war für sie die Instrumentenleihe vom Tisch.

Seit ihren ersten gezupften Klängen auf der eigenen Tischharfe verbindet Sabine Milter eine tiefe Begeisterung zu diesem Instrument - und das nicht nur, weil man rasch erste Spielerfolge verbuchen kann. „Das Musizieren ist wie Meditation und mein Mann meint, dass er, wenn ich abends spiele, so gut runterfahren könne“, sagt sie. „Meine Begeisterung möchte ich mit anderen teilen“, fügt sie hinzu - ganz so, wie sie es längst schon als Yogalehrerin macht. So war rasch die Idee eines kleinen Tischharfen-Ensembles geboren. Prompt suchte sie die Naumburger Kreismusikschule auf und fragte an, ob sich über diese etwas organisieren ließe. Bei Musikschulleiter Raimo Gaartz traf sie auf Interesse.

„Ich bin jetzt voller Ungeduld“, gesteht sie. Denn Gaartz signalisierte: „Wir unterstützen diese Idee sehr gern und würden diesen Laienmusikbereich auch gern fördern.“ Vorstellen könne er sich nicht nur, eine Tischharfengruppe ins Leben zu rufen, sondern auch, vielleicht in einem zweiten Schritt, Gitarristen dazu zu holen. Da man in der Musikschule „maßgeblich nach Noten lernt“, wäre es zudem denkbar, der Tischharfengruppe in spe auch die Notenlehre angedeihen zu lassen. Doch vorerst gehe es darum, so Gaartz, am Tischharfenspiel Interessierte zu finden, sich kennenzulernen und letztlich gemeinsam ein kleines Ensemble aufzubauen. Sabine Milter hofft nun innig, dass die Gruppe zustande kommt.

Interessierte können sich in der Kreismusikschule „Heinrich von Veldeke“ Naumburg melden unter der Telefonnummer 03445/26 16 40 oder per E-Mail: [email protected]