Fast 131 Euro für zwei Minuten Arbeit an Tür
Naumburg. - Zwei Minuten Arbeit, eine Rechnung von fast 131 Euro: Eine Naumburgerin war entsetzt, als der Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes bei ihr abkassierte. Als an einem Nachmittag ihre Korridortür in Schloss gefallen war und der Schlüssel noch innen steckte, suchte die Rentnerin im Örtlichen Telefonbuch nach Hilfe. Nicht unter den berüchtigten AA-Nummern, denn die sich dahinter verbergenden "Dienstleister" sind als Abzocker verrufen. Eine einheimische Firma sollte es schon sein. Ein zuerst angewähltes Unternehmen meldete sich nicht, so dass die Frau eine andere Naumburger Nummer wählte. Ein Mitarbeiter der angeblich in der Fischstraße ansässigen Deutschen Schlüsseldienstzentrale sagte sofort zu, einen Schlosser zu schicken.
"Ein Preisangebot wurde nicht gemacht, dafür aber die Frage nach der Postleitzahl und Telefonvorwahl gestellt", berichtete die Frau. In ihrer Aufregung maß sie dem keine größere Bedeutung zu. Das böse Erwachen kam beim Lesen oben erwähnter Rechnung.
Die enthielt inklusive Mehrwertsteuer nicht nur mehr als 95 Euro für eine Einsatzpauschale von 15 Minuten. Hinzu kamen noch reichlich 35 Euro Fahrtkosten. "Und das für die relativ kurze Strecke von der Fischstraße bis zur Taborer Straße", empörte sich die Rentnerin. Womit sie allerdings im Irrtum war. Denn auf der schlampig ausgefüllten Rechnung ist nicht wie im Telefonbuch als Firmensitz der Deutschen Schlüsseldienstzentrale die Fischstraße 1 angegeben. Vielmehr steht dort plötzlich die Adresse einer Firma Roberto Gawlitta aus Merseburg. In dem schmucken Gebäude Fischstraße 1 in Naumburg gibt es nämlich keine Deutsche Schlüsseldienstzentrale, sondern die Marientor-Apotheke. Und deren Besitzer - ihm gehört auch das Haus - hat an die dubiose Firma nicht einmal einen Briefkasten vermietet. Werner Schiech, Geschäftsführer der R & W GmbH Schlüsseldienst und Sicherheitstechnik in der Fischstraße 24, kennt die Methoden der unseriösen Konkurrenz. "Die suchen sich bei ihren Phantasie-Firmensitzen immer eine Straße aus, in der es eine einheimische Firma gibt, und hoffen so auf eine Verwechslung."
Um arglistigen Täuschungen zu entgehen, sollte man immer nach Gesamtpreis einschließlich Fahrtkosten und Adresse des Ladengeschäfts fragen", empfiehlt Schiech. Damit bei Reklamationen auch ein Ansprechpartner vor Ort zu finden ist. Auch wenn manche Leute noch viel schlimmer abgezockt wurden als die Leserin, ist der verlangte Gesamtobolus von 131 Euro zu hoch. Bei R & W liegt er für Einsätze in Naumburg während der Geschäftszeit bei reichlich einem Drittel.