Die Handlung Die Handlung: Ein Ränkespiel und erotische Sehnsüchte

weissenfels/naumburg - Die Kulturhausbühne in Weißenfels ist in schweres Rosa und Gold getaucht. Schließlich sollen die mit Tapeten und Stoffbahnen beklebten und bemalten Kisten opulent und barock aussehen - und als Mobiliar aus der Herzogszeit ihre Wirkung nicht verfehlen. Amouröse Engelsfiguren auf den Türen verbreiten mit allerlei Zierrat herrschaftlichen Glanz, mit dem sich der Adel wohl auch im Residenzschloss Neu-Augustusburg reichlich zu schmücken pflegte.
Doch die in prachtvolle Schränke verwandelten Holzkästen und -schachteln stehen nicht nur zur Schau im Rampenlicht. Sie dienen dem Schauspieler-Quartett des Naumburger Theaters als raffinierte Verstecke für lustvolle Intrigenspiele in der Komödie des französischen Schriftstellers Pierre Augustin Caron de Beaumarchais (siehe Beitrag „Figaros Hochzeit“).
Katja Preuß als Suzanne (Kammerfrau der Gräfin), Soheil Boroumand in der Rolle ihres Bräutigams Figaro (Kammerdiener des Grafen), Betty Wirtz (Gräfin Almaviva) und Holger Vandrich (Graf Almaviva) versprechen knisternde Spannung - von Anfang an fesseln die Wortakrobaten und Kletterkünstler ein fasziniertes Publikum.
Die Premiere am Sonnabendabend besuchen etwa 150 Gäste, die am Ende lange applaudieren. Die meisten Besucher sind geladene Gäste der Stadt Weißenfels und des Theaters Naumburg, darunter Vertreter von Vereinen, die in ihrer Freizeit selbst gerne auf der Bühne stehen, sowie Mitglieder des Stadtrates und der Verwaltung. Und so haben die rührigen Veranstalter schon mal vorgesorgt, dass der große Saal nicht leer bleiben muss. „Denn aller Anfang für eine Kooperation ist schwer und muss erst Kreise ziehen - aber: Qualität wird sich durchsetzen“, wie Stimmen aus dem Publikum hoffnungsvoll erklären.
Intendantin Susanne Schulz und Regisseurin Jutta Schubert sehen die verhaltene Resonanz „ganz gelassen“. Schließlich handele es sich um ein neues Projekt, für das die Theatermacher gerade in Zusammenarbeit mit der Stadt Weißenfels begonnen haben, Brücken zu bauen.
Was dieses kleine Ensemble leistet, ist an Wortwitz, Scharfsinn und der Kunst des Flirtens vor aller Augen kaum zu überbieten, um so ein turbulentes Schauspiel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts interessant für die heutige Zeit zu machen. Es geht um Liebe, um Macht, Eifersucht, um List und Tücke, Karriere, Mittelmaß und Speichelleckerei. „Ich bin begeistert, diese Mimik, diese Gestik, das ist irre, das sind die Profis“, sagt Katarina Kolditz am Ende der Vorstellung. Die Weißenfelserin zeigt sich beeindruckt vom schauspielerischen Können und einem „grandiosen Bühnenbild“. Christel Heft ist zusammen mit Bärbel Lemm und Ulrich Hempel aus Naumburg gekommen. Dass die Premiere kein zum Bersten volles Haus beschert, dafür zeigt sie Verständnis. „Bei uns in Naumburg hat auch alles klein angefangen mit den Theaterbesuchen“, sagt Christel Heft.
Den weitesten Anfahrtsweg hatten wohl Heidi Callewaert und Thomas Zotz aus Eppingen in Baden-Württemberg. Beide sind studierte Schauspieler. „Das Stück gefällt mir richtig gut, es ist amüsant und total spannend“, sagt die gebürtige Belgierin. Die vier Kollegen seien mit einer ansteckenden Freude beim Spielen - „ob als aufmüpfiger und närrischer Figaro, der auch die Rolle des Pagen Cherubim brillant meistert, oder als beherrschte Gräfin, ob als ausgelassene Suzanne oder als cholerischer Graf, der am Ende klar unterliegt“, sagt Heidi Callewaert. Sie finde die Inszenierung sehr gelungen und freue sich schon auf die Vorstellung im Sommer im Marientor in Naumburg.