Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Bonzenschleuder sieht mit 38 Jahren wie neu aus
NAUMBURG. - "Vor 48 Jahren habe ich vor einem Tschaika gestanden und nur gestaunt", sagt Klaus Bernecker, und erklärt: "Der Wagen war deshalb so faszinierend, weil er in er DDR nicht zu sehen war." Ganze 25 Stück gab es damals hierzulande. Der Stößener weiß noch genau, wann und wo der vornehme Regierungsschlitten vor ihm auftauchte: "In Gera vor dem Haus des Handwerks am Alexander-Puschkin-Platz". Dass er eines schönen Tages der Besitzer einer solchen Nobelkarosse sein würde, hätte er sich damals nicht träumen lassen.
Vor rund 13 Jahren bekam Bernecker dienstlichen Besuch aus Russland. "Eigentlich ging es um Kunststofflieferungen, aber irgendwann kam die Rede auf den Tschaika", erinnert sich Bernecker. Der Handelspartner versprach, sich umzuhören. Anderthalb Jahre später kam ein Anruf aus Russland. Er wurde gefragt, ob er immer noch an einem Tschaika interessiert sei. Bernecker bejahte die Frage und es verging noch ein halbes Jahr. Dann stand sein Wunschautomobil bei einem russischen Autohändler in Dresden.
"Er sah reichlich verstaubt aus", berichtet Bernecker vom ersten Zusammentreffen. Verstaubt war die Limousine nicht nur äußerlich. Bernecker fuhr sie mit viel Angstschweiß und in Begleitung seiner Tochter, die mit einem funktionstüchtigen Pkw hinter ihm fuhr, nach Stößen. Dort kam der Tschaika des Modells GAZ-13, Baujahr 1972, und der Nummer 2 056 erst einmal in die Kur.
Bernecker schwärmt davon, wie der Wagen - nicht nur vom Design her, sondern auch technisch absolut qualitätsvoll verarbeitet wurde. "Die Autobauer hatten alle Zeit der Welt, schließlich wurde der Wagen ja nicht für den Verkauf hergestellt, sondern nur auf Bestellung geliefert", erklärt er. Sein Tschaika stammt aus dem Fuhrpark des Kreml. Richtige kaputt sei an diesem Fahrzeug noch nichts gewesen, so der passionierte Autoschrauber. Bremsen, Getriebe und Motor mussten allerdings überholt werden.
In einer Werkstatt war er mit seinem Schmuckstück noch nicht. Ein von ihm erbetener Kostenvoranschlag habe ihn davon überzeugt, dass er alles selbst mache müsse - an den Wochenende und nach Feierabend. "Meine Frau hat sich damit abgefunden", meint er. Bernecker ist nicht nur im Besitz dieser edlen "Bonzenschleuder", wie man zu DDR-Zeiten sagte. In seinem "Stall" stehen auch noch ein Tatra 303, eine BMW 502 (Baujahr 1962), ein Wolga M 21 sowie ein Horch-Geländewagen.
Sein, wie Bernecker sagt, "russisches technisches Kulturdenkmal" wird nur hin und wieder über die Straßen bewegt, und zwar nur zu besonderen Anlässen. Die Oldtimer-Rallye von Heino Kirbst am kommenden Sonnabend ist so ein besonderer Anlass. Seit neun Jahren ist er schon in Sieglitz dabei.