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Wetterexperte gibt Auskunft Bodenfeuchte: In der Tiefe fehlt's

Während auf den Feldern das Wasser steht, ist es in der Tiefe eher zu trocken. Zusammen mit weiterhin mildem Wetter könnte das problematisch werden.

Von Michael Heise Aktualisiert: 08.02.2022, 11:08
Auf den Feldern steht das Wasser, so wie hier im Blütengrund, doch in der Tiefe ist es nicht feucht genug.
Auf den Feldern steht das Wasser, so wie hier im Blütengrund, doch in der Tiefe ist es nicht feucht genug. (Foto: Torsten Biel)

Braunsroda/Naumburg - Seit Wochen ist die Wetterlage eingefahren - und von richtigem Winter kann keine Rede sein. Statt Schnee gibt es immer wieder Regen, die Temperaturen bewegen sich mehr im Plus-, denn im Minusbereich. Lässt die aktuelle Wetterlage darauf schließen, wie das Jahr wird? Hobby-Meteorologe Dietmar Lange aus Braunsroda, der für das Burgenland-Journal die „Wetterplauderei“ schreibt, ist kein Freund langfristiger Prognosen, weil unseriös, doch glaubt er, einen Trend auszumachen. „Es ist meistens so, dass, wenn ein Jahr vergleichsweise mild anfängt, es auch so weitergeht. Und das ist nicht gut, denn eigentlich müssten wir uns mit dem Februar im tiefsten Winter befinden. Es könnte also durchaus sein, dass der Sommer wieder viel zu heiß wird.“

Bleibt der Februar weiterhin mild?

Lange sieht damit ein wettertechnisch ganz anderes Jahr vor uns liegen, als zuletzt der Fall. 2021 bescherte uns exakt zum gleichen Zeitpunkt wie jetzt nicht nur - extrem viel - Schnee, die Temperaturen präsentierten sich auch bis zweistellig im Minusbereich. „Zwar stiegen sie kurze Zeit darauf sofort auf frühlingshafte Werte, doch mit dem eiskalten Jahresstart standen die Vorzeichen auf eher wechselhaftes, in jedem Falle nicht so heißes Wetter. Und so kam es ja auch“, zieht Lange den Vergleich. Zum aktuellen Zeitpunkt geht er davon aus, dass die für einen Februar untypische milde Witterung anhält und sich steigernd bis in den Mai hinein fortsetzt - und nur Nachteile mit sich bringt, vor allem ein zu frühes Erwachen der Natur, was wiederum die Gefahr in sich birgt, dass Spätfröste Schaden anrichten.

Im Moment jedenfalls frequentieren die Region Tiefdruckgebiete von West am laufenden Band. Laut Lange aber haben sie ihre Schwerpunkte zu weit nördlich, befördern damit die Kälte nicht zu uns, sondern weit weg in die Tiefen Russlands mit dort hohen zweistelligen Minusgraden. Ein Ende dieser Wetterlage macht der Braunsrodaer, der tagtäglich nicht nur Werte an seiner Wetterstation abnimmt und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) übermittelt, sondern sämtliche Wettermodelle ins Kalkül zieht, nicht aus. „ Es ist nicht ausgeschlossen, dass es bei uns nochmals winterlich wird, sogar einen richtigen Wintereinbruch gibt, doch sind die Chancen darauf eher gering“, sagt er.

Im Saaletal in Naumburg ist zu trocken (gelb).
Im Saaletal in Naumburg ist zu trocken (gelb).
(Quelle: DWD)
Auf der  Finne ist es in den Tiefen der Erde eingermaßen feucht genug (grün).
Auf der Finne ist es in den Tiefen der Erde eingermaßen feucht genug (grün).
(Quelle: DWD-Reviewer)

Soweit derlei Prognosen immer auch ein Blick in die Glaskugel sind, wie Lange weiß, so gibt es aber andererseits Daten, die darauf schließen lassen, dass 2022 in der Region wieder zu erheblichen Dürreschäden führen könnte. Anders als im letzten Jahr, als ausreichend Niederschläge einhergehend mit vergleichsweise geringer Verdunstung für am Ende wieder komplett aufgefüllte Reserven in den Erdschichten sorgten. Dietmar Lange verweist dabei auf den sogenannten Bodenfeuchte-Reviewer des Deutschen Wetterdienstes, wo, wie der Name sagt, die Entwicklung der Bodenfeuchte dargestellt wird.

Auf einer Karte kann der Betrachter per Zoom und Mausklick Daten für einen beliebigen Ort aufrufen. Lange hat das exemplarisch getan für Naumburg und die Gemeinde An der Poststraße, im Tal der Saale beziehungsweise auf den Höhen der Finne liegend. „Für beide gilt, dass es oberflächlich bis 50 Zentimeter Tiefe so richtig nass ist, was in der Realität auch die Pfützen auf den Feldern verdeutlichen. Doch in der Tiefe fehlt’s. Hier oben auf der Finne ist es ab einem halben bis 1,50 Meter noch ganz in Ordnung, doch im Saaletal ist es da schon ziemlich trocken. Teilweise unter 20 Prozent der sonst üblichen Feuchte“, so der Hobby-Meteorologe.

Seine Schlussfolgerung daraus ist, dass nicht nur die Voraussetzungen für ein kräftiges Pflanzenwachstum im Frühjahr eher gedämpft sind, sondern auch die Kombination mit einem zu warmen Wetterverlauf ungünstig wäre. Kurzum: Es muss mehr Niederschlag her.