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Bildung Bildung: Bühne frei in der Aula

Von constanze matthes 15.01.2015, 08:00
Mit Hilfe der Flemminger Joachim Vogel und Hagen Seitz (v. l.) werden die zwei rund 250 Kilogramm schweren Windladen der Orgel ausgebaut und zur Restaurierung zur Firma Bochmann, hier Christian Bochmann (r.), gebracht.
Mit Hilfe der Flemminger Joachim Vogel und Hagen Seitz (v. l.) werden die zwei rund 250 Kilogramm schweren Windladen der Orgel ausgebaut und zur Restaurierung zur Firma Bochmann, hier Christian Bochmann (r.), gebracht. Biel  Lizenz

Flemmingen - Der Anblick ist ernüchternd. Die Königin hat abgebaut. Nichts ist mehr zu sehen von ihren Kostbarkeiten. Nur noch die Hülle steht auf der Empore. Doch für die Kirchengemeinde Flemmingen-Almrich und Pfarrer Hans-Martin Ilse sind die derzeitigen Arbeiten ein Grund zur Freude. Die Winter-Orgel aus dem Jahr 1852 wird restauriert.

Ihren Ursprung hat die Kirche St. Lucia in Flemmingen in der Romanik. Als Chorturmkirche wurde sie um 1200 errichtet. 1508 wurde der Turm erhöht, im 18. Jahrhundert das Kirchenschiff. Dabei wurden die romanischen Fenster zugemauert und rechteckige eingelassen. Die Ausstattung stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Das Gotteshaus zählt zum Welterbe-Antragsgebiet. Kunstgeschichtlich sehr bedeutsam sind die mittelalterlichen Malereien in das Apsis. (cm)

Mitarbeiter der Orgelbau-Firma Bochmann aus dem sächsischen Kohren-Sahlis sowie Einwohner Flemmingens haben dafür erste Hand angelegt. So wurde am Dienstagnachmittag die zwei rund 250 Kilogramm schweren Windladen ausgebaut, nachdem bereits die Pfeifen und die Mechanik das königliche Instrument verlassen haben. Ein Teil der Mechanik im Inneren wurde abgedeckt, damit der Schmutz durch folgende Putzarbeiten an der Hinterwand ihr nichts anhaben kann. Einige Teile des Instrumentes, so auch der Balg, werden in die Werkstatt der Orgelbauer gebracht, andere werden vor Ort repariert. „Die Orgel ist sehr massiv gebaut“, schätzt Orgelbautischler Falk Flemming ein.

Trotzdem habe der Zahn der Zeit an dem Instrument genagt. Böse Überraschungen, die während einer Orgel-Restauration durchaus auftauchen können, habe es indes nicht gegeben, erzählt Flemming weiter. Bis zum Oktober dauert die Kur der Königin an. Eine besondere Arbeit bildet den Abschluss: das Intonieren und Stimmen der insgesamt 864 Pfeifen. „Das ist eine lange Angelegenheit, die der Chef persönlich macht“, erzählt Flemming weiter. Das Unternehmen nahe Leipzig ist meist in Mitteldeutschland, so in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen tätig.

Bis Ende Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. „Am ersten November-Wochenende wollen wir die Kirchweih-Feier mit der Einweihung der Orgel verbinden,“ blickt Pfarrer Hans-Martin Ilse voraus. Die Gesamtkosten liegen bei rund 70000 Euro. Das Geld wurde dabei über mehrere Jahre gesammelt. „Bereits 2008 hatten wir den Gedanken, dass etwas getan werden muss“, erinnert sich Ilse. Unterstützung reichen die Sparkasse, Lotto-Toto, die Landeskirche und die Hoffmann-Stiftung aus. Rund 13000 Euro kamen durch Spenden zusammen. „Die einstige Gutsherrenfamilie von Lingelsheim-Seibicke gab eine größere Einzelspende“, sagt der Pfarrer. Dass das Gotteshaus Teil des Welterbe-Antragsgebietes ist, habe die Spendensammlung sehr befördert, so Ilse.

Nur noch die Hülle der Orgel steht auf der Kirchenempore.
Nur noch die Hülle der Orgel steht auf der Kirchenempore.
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