Bettenwechsel am Ententeich
FREYBURG. - Familie Neumann aus Schleberoda, die am Sonnabend Katze Stupsi in Empfang nahm, ist dennoch sehr zufrieden. Die Familie hatte das junge Tier, das beim Heumachen "angesenst" und von ihr gesund gepflegt worden war, während des Ostseeurlaubs nicht allein lassen wollen mit ihren zwei alteingesessenen Hof-Katzen. Da war ihnen das Angebot des Freyburger Vereins gerade recht gekommen.
"Die Pension ist zusätzlicher Service. Die Betreuung herrenloser Tiere bleibt unsere eigentliche Aufgabe", stellt Claudia Müller klar. Sie weist Tierhalter, die langfristig buchen, darauf hin, dass Zusagen unter Vorbehalt stehen. Wenn unverhofft Findlinge eingeliefert werden, könnten schon mal alle Hundezwinger besetzt sein.
Mitunter wird ein Pensionsgast zum Asylanten. Luna, die American-Staffordshire-Hündin, ist von ihrem Besitzer für die Dauer eines Umzuges abgegeben worden. Nun ist sie schon über ein Jahr hier. Da ist ein vierstelliger Betrag an Pensions-Kosten aufgelaufen. Die muss sich der Verein, nachdem ein Vergleich mit dem Besitzer fehlschlug, nun vor Gericht erstreiten.
Um die im Heim zurückgelassene Luna kümmern sich die beiden Vereinsmitglieder Beate und Roland Ligenza. Als sie am Sonnabend kommen, ist ihm die Freude anzumerken. Er kennt das Ritual: Beißkorb, Leinen und ab geht es in den Wochenendurlaub im Garten der Familie. Seit einigen Jahren sind die zwei Freyburger ehrenamtliche Hunde-Sitter. Den ersten Besuch im Tierheim hatte einst Tochter Susann angeregt, die Lust auf einen Spaziergang mit Hund hatte. Ob Luna irgendwann ganz bei den Ligenzas einzieht, bleibt abzuwarten. In einer Parterre-Wohnung wäre das wohl machbar, aber mit zwei Katzen schwierig, meint Beate Ligenza. Auch Berufstätige nutzen die Pension gern für ihre Vierbeiner. Michael und Stephanie Böhnwald aus Janisroda sind immer mal wieder für einen längeren Zeitraum beruflich unterwegs. Ihr Hund Fanny, den Böhnwalds einst aus einem Magdeburger Heim holten, hat seine Scheu längst abgelegt und begrüßt bei jeder Ankunft seine Heimbetreuer. Auch die Böhnwalds loben die Betreuung am Ententeich, auch Ordnung und Sauberkeit im Tierasyl. Für diese zu sorgen, fällt den Mitarbeitern inzwischen leichter. Die Hundezwinger sind neu gefliest, zum Teil auch komplett saniert worden. "Finanziert werden konnten diese und andere Arbeiten durch Mittel von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt. Die Gesellschaft gab 4 000 Euro, der Tierschutzbund steuerte 2 500 Euro bei, die Sektkellerei hatte 1 000 Euro zur Verfügung gestellt, Firmen hatten zudem bei der Ausführung der Aufträge Entgegenkommen gezeigt", berichtet Claudia Müller.
Über das, was auf dem Gelände einer früheren Traglufthalle erreicht wurde, und auch darüber, was noch zu tun bleibt, können sich Interessierte am 21. August ein Bild machen. Dann lädt der Verein zum Tag der offenen Tür ein. Im Übrigen haben am Ententeich nun nicht nur Vierbeiner eine feste Adresse. Gerd Kiefer, einer der Mitarbeiter des Vereins, baute am Sonnabend an einem Insektenhotel. Seine "Maßnahme" läuft wie auch die einer weiteren Helferin Mitte September aus. "Dann wissen wir mal wieder nicht, wie wir die Betreuung absichern sollen", sagt Vereinsvorsitzende Müller.