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Berufsbild Berufsbild: Klassische Männerdomäne

05.11.2013, 14:05
Zu den Mitarbeitern, auf die sich Firmenchef Reiner Neitzsch aus Weißenfels verlassen kann, gehört unter anderem Tim Leese.
Zu den Mitarbeitern, auf die sich Firmenchef Reiner Neitzsch aus Weißenfels verlassen kann, gehört unter anderem Tim Leese. peter lisker Lizenz

Naumburg - Derzeit einen guten Elektriker einzustellen, ist extrem schwierig. Diese Erfahrungen müssen Handwerksbetriebe in der Region immer wieder machen. Nicht erst seit gestern. „Wenn ich einigen arbeitslosen Elektrikern, die sich bei mir vorstellen, sagen würde, du kannst morgen anfangen, dann wären die total enttäuscht“, erklärt Reiner Neitzsch von der gleichnamigen Elektrofirma in Weißenfels. Etwa drei bis vier arbeitslose Elektriker würden sich jährlich bei ihm vorstellen, aber ihr Begehren sei vordergründig nicht die Arbeitsaufnahme. „Sie kommen her, um sich lediglich den Stempel abzuholen, dass sie da waren“, ergänzt der Unternehmer.

Mit diesem Stempel wiederum können sie gegenüber der Arbeitsagentur nachweisen, dass sie sich um Arbeit gekümmert haben, die sie aber in Wirklichkeit gar nicht wollen. Fast noch schwieriger sei es, einen Lehrling einzustellen. „Mit Drecksarbeit wollen die nichts mehr zu tun haben“, sagt Neitzsch. Gefragt sei stattdessen von vielen jungen Leuten leichte Büroarbeit. Dem stimmt Falko Kühn aus Großkorbetha zu. Den letzten Lehrling habe er vor zwei Jahren eingestellt.

Ähnliche Erfahrungen hat Wolfgang Bodem, Obermeister der Elektroinnung Sachsen-Anhalt-Süd, gemacht. „Ich würde sofort jemanden einstellen, aber es ist sehr schwierig, an einen guten Elektriker zu kommen“, erklärt er. Entweder scheitere das Vorhaben an der fehlenden Qualifizierung, am gesundheitlichen Zustand oder dem Willen, eine Arbeit aufzunehmen. Bodem weiter: „Das ist fast unser größtes Problem.“ Arbeit gäbe es zur Genüge. 1 200 bis 1 500 Euro Brutto nennt die Arbeitsagentur als Verdienstmöglichkeiten.

„Ich habe ebenfalls Einstellungsbedarf“, ergänzt Firmenchef Frank Meißner aus Markröhlitz. Doch gute Arbeitskräfte zu bekommen, sei nahezu aussichtslos.

Dass es es auf der anderen Seite aber auch nicht einfach ist, Elektriker in Arbeit zu bringen, bestätigt Arbeitsvermittler Steffen Meerboth von der Arbeitsagentur Weißenfels. So gab es im September dieses Jahres 18 registrierte arbeitslose Elektriker, im Oktober waren es aber immer noch 17. Nicht viel anders sah es im Vorjahr aus. Bei warmem Wetter die Leute ans Telefon zu bekommen, sei fast nicht machbar. Etliche würden sich im Garten aufhalten, um dort die Zeit zu verbringen.

„Ich habe dringend einen Elektriker gesucht, sieben wurden mir von der Arbeitsagentur genannt, aber nur zwei haben sich gemeldet“, erklärt Falko Kühn. In der Branche sei jedoch ständig Bewegung - die Elektriker wüssten genau, was sie wert sind. In der Praxis laufe es so ab, dass diejenigen, die sich nicht um Arbeit bemühen und Angebote der Agentur torpedieren, zum Gespräch eingeladen werden. Helfe alles nichts, gibt es Sperrzeiten. In dem Fall findet dann „plötzlich“ die Hälfte aller arbeitslosen Elektriker sofort einen Job. Zugegeben, ergänzt der Vermittler, oftmals seien die Stellen bis zum Winter befristet, dann würden sich etliche wieder arbeitslos melden. Meerboth: „Ein guter Elektriker ist nie lange arbeitslos.“