Ästhetik und Gebrauchswert
NAUMBURG. - Ein Klumpen Ton wächst in einem Raum der Berufsbildenden Schule am Naumburger Markgrafenweg in die Höhe. Unter den geschickten Händen einer jungen Töpferin entsteht aus dem geschmeidig gemachten Material ein Krug, Teil einer Serie, die den gestrengen Augen einer Jury standhalten soll. Unter Vorsitz von Christian Wolff von der Berufsbildenden Schule hat sie die Aufgabe, die besten Arbeiten in zwei bundesweiten Wettbewerben des Keramiker-Nachwuchses zu ermitteln.
Da wäre zum einen der gerade erwähnte Leistungswettbewerb der Handwerksjugend "Profis leisten was" (PWL) zu nennen. An ihm dürfen Töpfer und Keramiker bis zum Alter von 25 Jahren teilnehmen. Wobei die Teilnehmer aus Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen in drei Fachrichtungen antraten. So die Keramiker, die vor allem ihre Fähigkeiten beim Entwerfen und Übertragen von Dekors auf verschiedene Gefäßformen unter Beweis zu stellen hatten, die Baukeramiker, die unter anderem Ofenkacheln oder Lüftungsgitter herstellten, oder die eingangs erwähnten Scheibentöpfer. Für sie stand beispielsweise die Aufgabe, eine Serie von Krügen nach Muster sowie einen Krug und eine Schale nach eigenem Entwurf zu schaffen. "Kreativität und Nutzwert müssen bei den Arbeiten in Übereinstimmung stehen", so Wolff. Denn was nützt das schönste Dekor, wenn der Krug dann beim ersten Gang zum Wasser schon bricht? Deshalb werden die Stücke nicht nur äußerlich begutachtet, sondern auch "seziert", um Verarbeitungsfehler zu entdecken. Dem jetzigen, nunmehr schon siebenten Bundes-PWL in Naumburg, gingen Leistungsvergleiche auf Landesebene voraus.
"Gute Form - Handwerker gestalten" - unter diesem Motto steht der zweite Wettbewerb. Ihn gewann Maria Wallner aus Bayern. Bei ihm traten auch zwei Absolventinnen der hiesigen Berufsschule an, so Kristin Latta, die ihre praktischen Fähigkeiten in der Töpferei Eva Pintz am Naumburger Domplatz erwarb (Tageblatt / MZ berichtete), und Friederike Bach, die in der Töpferei am Tor in Saalfeld lernte. Letztgenannte belegte beim PWL den ersten, Latta beim Formwettbewerb den dritten Platz.
Bei diesem Wettstreit stehen eigenschöpferische Ideen im Mittelpunkt. Bewertet werden ästhetische Qualität und schöpferische zeitgerechte Produktlösungen. Wobei die Arbeiten nicht gestern entstanden. Vielmehr präsentierten die jungen Handwerkerinnen mit den Gefäß-Ensembles die so genannten freien Stücke ihrer Gesellenprüfung.