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Antje verpasst eine Krone nur knapp

Von Rainer Wißenbach 14.10.2007, 15:38

Neustadt/Freyburg. - Nachdem Deutschland am Freitag im Rahmen der Wahl-Gala in Neustadt an der Weinstraße rund 100 Minuten ohne Deutsche Weinkönigin war, fiel kurz nach 22 Uhr die Entscheidung im Kampf um die Deutsche Weinkrone. Die neue 59. Deutsche Weinkönigin heißt Evelyn Schmidt. Sie ist 24 Jahre alt und wohnt in Dresden. Beruflich ist sie beim Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth zuständig für die Planung und Koordinierung der Gästeführer, die Durchführung von Wein- und Sektproben sowie Moderationen, Führungen und Sonderführungen.

Ihr zur Seite stehen die neuen Deutschen Weinprinzessinnen Julia Metzler (24 Jahre, Weinbaugebiet Rheinhessen) und Susanne Winterling (20 Jahre, Weinbaugebiet Pfalz). Die neue Deutsche Weinkönigin dürfte den diesjährigen Freyburger Winzerfestgästen noch als sächsische Weinkönigin in bester Erinnerung sein, da sie beim bewegenden Abschied ihrer Freundin und Gebietsweinkönigin Antje Ihle mit auf der Marktbühne stand. Antje Ihle blieb bei der Wahl-Gala trotz einer wiederum ähnlich glänzenden Leistung wie beim Vorentscheid (wir berichteten) eine der drei Deutschen Weinkronen versagt. Als sie am Freitag als eine der letzten vier Finalistinnen vor der Verkündung des Namens der neuen Weinkönigin auf der Bühne stand, war noch alles möglich. Denn in diesen Sekunden fieberten nicht nur die Weinfreunde von Saale-Unstrut mit ihrer Favoritin mit, sondern auch die Delegationen aus Sachsen, Baden und Württemberg.

Dass es dann die Sachsen waren, die nach den Nerven zerreißenden Augenblicken zum zweiten Mal über die Deutsche Weinkrone jubeln durften - 1997 hatte sie Ines Hoffmann nach Dresden geholt - lässt sich natürlich denken. Insgesamt enttäuschte Antje Ihle in Neustadt keinesfalls. Für ihren unbändigen Kampfgeist spricht, dass sie trotz einer starken Erkältung, die sie tags zuvor noch ins Bett gezwungen hatte, ihr Bestes gab, sich davon nichts anmerken lies. "Die Ostdeutschen werden immer besser. Sachsen-Anhalt kann stolz auf Antje Ihle sein. Sie hat sich tapfer geschlagen und das Weinbaugebiet Saale-Unstrut würdig vertreten. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie mit ihrer Dreiergruppe bei der Blindweinverkostung und beim Wein-Berufsraten ein bisschen Pech hatte", so Ministerin Petra Wernicke nach dem Votum.

Ähnlich wurde Antjes Leistung von Weinbaupräsident Siegfried Boy gewürdigt. Lauchas Bürgermeister Werner Bornkessel bescheinigte der jungen Frau aus Dorndorf, toll und souverän gekämpft zu haben. Ihre Leistung sei top gewesen. Er und auch Weinfreunde aus Baden hätten Antje mit unter den drei Ersten gesehen. Dass es anders kam, lag an den insgesamt 82 Juroren. Zu ihnen gehörten neben Weinfachleuten auch die beim Vorentscheid ausgeschiedenen sechs Kandidatinnen. Sie alle hatten Abstimmungsgeräte in der Hand. Ihre jeweils letzte den Finalistinnen zugeordnete Eingabenummer zählte. Mit wie viel Stimmen die Wahl für die Sächsin entschieden wurde oder wie viel Juroren für Antje Ihle stimmten, ist nicht bekannt.

Die mitgereisten Dorndorfer waren sich jedenfalls einig, dass die Wahl ganz anders ausgegangen wäre, wenn sie die Abstimmungsgeräte in der Hand gehabt hätten. Während die Gewinnerinnen auf der Bühne im Blitzgewitter der Fotografen posierten, wurde unsere Repräsentantin abseits des Trubels von zahlreichen Vertretern der einzelnen Weinbaugebiete für ihre gezeigte Leistung herzlich beglückwünscht und umarmt. Nachdem dies auch ihre Mutter getan hatte, waren Sylvia Ihles erste Worte: "Antje darf jetzt wieder Antje sein."