Handball-Oberliga 30 Minuten verkehrte Welt: HCB dreht Partie gegen Apolda
Abstiegsbedrohte Gäste aus Thüringen dominieren die erste Halbzeit. Dann dreht Spitzenreiter Burgenland auf und den Spieß um. HCB-Frauen unterliegen.

Plotha/Leipzig - Da rieb sich so mancher Zuschauer am Samstagabend in der Sporthalle Plotha verwundert die Augen: Spielt hier tatsächlich der souveräne Spitzenreiter der Mitteldeutschen Oberliga gegen den abstiegsbedrohten Tabellenvierzehnten? Ja, tatsächlich, auch wenn man dies zumindest in der ersten Halbzeit der Partie zwischen dem HC Burgenland und dem HSV Apolda kaum glauben mochte. Die Thüringer um den Liga-Toptorschützen Jan Schindler, der einst neun Jahre das Trikot des HCB getragen hat, lagen beim Seitenwechsel überraschend mit 17:13 vorn.
Auf die Frage, ob das Trainerteam in der Pause den Burgenländern ein paar Takte erzählt habe - und vor allem welche -, antwortete der Sportliche Leiter des HCB, Steffen Baumgart: „Das mussten wir gar nicht. Die Jungs haben ja nicht mit Absicht schlecht gespielt und wussten selbst, was zu ändern war.“ Es gebe im Sport halt immer mal solche Partien oder Phasen in einem Spiel, in denen dem Gegner fast alles und einem selbst beinahe nichts gelingt, sagte Baumgart. „So war es hier auch. Die hohe Qualität unseres breiten Kaders hat sich dann aber in der Folge durchgesetzt.“
Coach fliegt in die Heimat
Die Gastgeber, sicher auch von dem einen oder anderen Pfiff aus dem Publikum zusätzlich motiviert, steigerten sich, vor allem auch dank Keeper Marius Göbner, entschieden die zweite Halbzeit mit 18:6 für sich und fuhren mit dem letztlich standesgemäßen 31:23-Erfolg zwei weitere Punkte auf dem Weg zum angestrebten Titelgewinn ein. Das Team von Trainer Svajunas Kairis, der die Spielpause (erst am 18. Februar geht es für den HCB in Staßfurt weiter) nutzte, um gestern in seine litauische Heimat zu fliegen, liegt weiter fünf Zähler vor dem ärgsten Verfolger HG Köthen, der am Samstag 31:26 gegen den Tabellenvorletzten Jena gewann.

Jan Schindler war nach dem Ausflug in die Heimat etwas ernüchtert. „Zu Beginn konnten wir endlich mal das zeigen, was wir im Training geübt hatten. Dann haben wir jedoch das Spiel - wie so oft in letzter Zeit - zu leichtfertig aus den Händen gegeben“, so der Rückraumakteur, der erkältet in die Partie gegangen war. Wobei das natürlich, betonte Schindler, ja kein Spiel gewesen sei, das man unbedingt gewinnen musste. „Da kommen andere, in denen wir aber wirklich punkten müssen.“
Mitteldeutsche Oberliga, Männer: HC Burgenland - HSV Apolda 31:23 (13:17). HCB: Marian Voigt, Marius Göbner; Stefan Remke 1, Kenny Dober 7/1, Laurenz Kröber, Niklas Seifert 1/1, Steve Baumgärtel 4, Tim Bielzer 1, Kevin Szep-Kis 4, Richard Vogel 2, Tom Hanner 3, Marcel Popa 1, Marc Esche 4, Janko Pesic 3 - Siebenmeter: HCB 5/2, Apolda 5/4; Zeitstrafen: HCB 8, Apolda 9.
Die HCB-Frauen haben indes den angestrebten Auswärtssieg in der Oberliga verpasst. Bei der Reserve des Zweitligisten HC Leipzig unterlag das Team von Trainer Sascha Meiner am Sonntagnachmittag nach wechselvollem Verlauf mit 21:23. Damit verpassten es die Burgenländerinnen, nach Minuspunkten mit Spitzenreiter Görlitz gleichauf zu bleiben.
Jetzt einmonatige Pause
In der ersten Halbzeit lagen die Einheimischen phasenweise mit fünf Treffern vorn, beim Seitenwechsel waren es dann noch drei. Nach Wiederbeginn drehten die HCB-Frauen, die auf Torhüterin Wiebke Detjen verzichten mussten, die Partie. Nun führten sie selbst mit 21:19. Doch in den letzten sechseinhalb Minuten - nachdem Justine Schmitz per Siebenmeter ihren achten Treffer erzielt hatte - blieben die Gäste ohne eigenen Torerfolg, so dass Leipzig die Partie noch gewinnen konnte.
„Wir haben erst in der zweiten Halbzeit in der Abwehr aggressiv und beweglich genug gespielt. Allerdings konnten wir unsere Big Points leider nicht nutzen, und wir haben uns einfach zu viele Fehler geleistet. Diese Schwächen im Angriffsspiel haben uns letztlich den Sieg gekostet“, konstatierte Sascha Meiner. Vor den Burgenländerinnen steht jetzt eine einmonatige (!) Spielpause. Erst am 5. März kämpfen sie wieder um Punkte: daheim in Plotha gegen Aufbau Altenburg.
Mitteldeutsche Oberliga, Frauen: HC Leipzig II - HC Burgenland 23:21 (14:11). HCB: Kira Barth, Leonie-Anne Kirmeß; Linda Uhlig 1, Julia Pöschel 2, Marie Knappe 1, Lena John 3, Sandra Kube, Lea Guderian 1, Jasmin Heinz, Theresa Hähnel, Justine Schmitz 8/4, Lea Schönefeld, Carmen Ringler 1, Juliana Maul 4, Celine Knorr - Siebenmeter: Leipzig II 3/2, HCB 4/4; Zeitstrafen: Leipzig II 2, HCB 4.