Beginn des Zweiten Weltkriegs Zweiter Weltkrieg: Als Bomben Merseburg in Schutt und Asche legten

Merseburg - Es ist eines der Aushängeschilder der Stadt Merseburg, weswegen es viele Touristen zum höchsten Punkt der Stadt zieht: das prächtige Dom-Schloss-Ensemble, das hoch oben über der Saale thront. Doch hinter den historischen Gebäuden, die vielen Besuchern heute als tolle Fotokulisse dienen, liegen auch dunkle Zeiten. Der Zweite Weltkrieg, der am 1. September vor 78 Jahren mit einem Angriff deutscher Truppen auf Polen begann, brachte auch Merseburg gewaltige Zerstörung und unermessliches menschliches Leid.
Bombenangriffe auf Merseburg: Dass das Schloss noch steht, grenzt an ein Wunder
Dass das Schloss in seiner heutigen Gestalt überhaupt noch erhalten ist, grenzt an ein Wunder. Zum Höhepunkt der Bombenangriffe auf die Domstadt im Oktober 1944 wurde es nämlich erheblich zerstört. Laut Chroniken war es der 7. Oktober jenen Jahres, als britische Bomber erneut eine Angriffswelle flogen. Ihr Ziel diesmal: der Neumarkt. Das gesamte Wohngebiet zwischen Saale und Kanal wurde bei den Bombardements schwer getroffen. Durch einen Einschlag wurde zudem die Kanalbrücke zerstört.
Doch nicht nur der Neumarkt wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Auch Dom und Schloss auf der anderen Seite der Saale hatte es erwischt. Der Ostflügel des Schlosses war verwüstet. Ein Architekturentwurf, so heißt es, sah in der Folge einen Abriss vor. Eine Freitreppe zur Saale sollte den Teil des Schlosses ersetzen. Der Plan wurde verworfen, der Wiederaufbau folgte. Dieser sollte sich jedoch bis in die 70er Jahre hinein erstrecken.
Bombenhagel auf Merseburg: Unzählige Tote und gewaltige Zerstörungen
Laut Aufzeichnungen des Zeitzeugen Kurt Stahlberg musste auch die südlichste der drei Kurien oberhalb des Saalehangs, die Kurie Philippe et Jacobi, dem Angriff weichen. So erkläre sich auch der Unterschied der Dom- und Schlossansichten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, da dieses Gebäude heute fehlt.
Ab November geriet vor allem die Innenstadt Merseburgs ins Visier der Bomber. Am 25. November 1944 waren die Gotthardstraße und auch der Markt Ziele. Die schwersten Bombenangriffe erlebten die Merseburger jedoch im Dezember: Sowohl am 5. und 6. als auch am 12. Dezember richteten wahre Bombenhagel gewaltige Zerstörungen in der Stadt an und kosteten unzähligen Menschen das Leben.
Bombenhagel in Merseburg: Menschen hatten im zweiten Weltkrieg keinen Schutz
Schwerpunkte der Bombardierungen waren neben dem Sixtiviertel, das heute gar nicht mehr existiert, der Bereich Tiefer Keller sowie die Burgstraße. „Bei all diesen Angriffen standen den Bürgern kaum ausreichende Schutzgelegenheiten zur Verfügung, so dass sich eine große Anzahl der Einwohner in den Hauskellern oder in provisorischen Schutzräumen der Betriebe in Sicherheit bringen musste“, schreibt Stahlberg.
Bunker habe es auf dem Schulhof der Mittelschule, im Schlossgarten sowie am Krankenhaus gegeben. In die Hänge des Saaleufers waren Stollen getrieben, ebenso wie in den Schlossberg neben den Domstufen und unter dem Altenburger Friedhof. Letzterer sorgte auch noch Jahrzehnte nach dem Krieg für Aufsehen, als er 2014 plötzlich einstürzte und verfüllt werden musste.
5.700 Bomben sollen über Merseburg gefallen sein
Wie Stahlberg weiter schreibt, wurden bei den Angriffen auf Merseburg und Leuna laut unterschiedlisten Berichten, unter anderem vom US-amerikanischen Journalisten Volta Torray, sage und schreibe 85.000 Bomben aller Kaliber abgeworfen. Unter ihnen auch tonnenschwere Luftminen.
5.700 der Bomben sollen über Merseburg niedergegangen sein. Merseburg galt bis Ende 1944 als die meistzerstörte Stadt der preußischen Provinz Sachsen, dann gerieten auch Magdeburg, Nordhausen und Halberstadt ins Visier der Alliierten. (mz)
