1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Zollamt Schkopau: Zollamt Schkopau: Oldtimer-Sammler kauft Schmuckstück aus den USA

Zollamt Schkopau Zollamt Schkopau: Oldtimer-Sammler kauft Schmuckstück aus den USA

Von Dirk Skrzypczak 15.10.2013, 10:25
Udo Hoevel (links) und sein Sohn Andreas holten den Oldtimer in Schkopau ab. Das Verdeck ließen sie nur für das Foto herunter. Die erste Spritztour machten sie gleich nach Droyßig in ihr kleines Oldtimer-Museum.
Udo Hoevel (links) und sein Sohn Andreas holten den Oldtimer in Schkopau ab. Das Verdeck ließen sie nur für das Foto herunter. Die erste Spritztour machten sie gleich nach Droyßig in ihr kleines Oldtimer-Museum. Peter Wölk Lizenz

Schkopau/MZ - Der rassige Wagen mit seinen runden Glubschaugen und den geschwungenen Kotflügeln fällt vor dem Zollamt Schkopau auf wie ein bunter Hund. Lkw-Fahrer, die hier ihre Ladung abfertigen lassen, zücken ihre Fotoapparate, während Andreas Hoevel trotz Nieselregens das Stoffverdeck des alten Fords öffnet. „Ich arbeite seit über 30 Jahren beim Zoll, aber einen Oldtimer habe ich noch nie übergeben“, sagt Ute Klinkenberg, während sie die Begleitpapiere prüft.

Stolzer Besitzer des Schmuckstücks ist Hoevels Vater Udo aus Droyßig. Über das Internet waren die Oldtimer-Sammler auf das Modell aufmerksam geworden. Genau genommen handelt es sich um den Nachbau eines Ford „Shay Roadster Super de Luxe“ aus den 1930er Jahren. Der Automobilriese aus den USA mit Sitz in Dearborn hatte sich zu seinem 100. Geburtstag selbst beschenkt und zwischen 1978 und 1980 die Oldtimer bauen lassen - mit dem Unterbau eines Ford Pinto. Von der Luxusvariante, wie sie jetzt die Hoevels besitzen, wurden nur 500 Stück produziert. „Leider sind von diesem Typ nur noch wenige Fahrzeuge wie dieses erhalten“, schwärmt auch Ralf Klose, Sprecher im Hauptzollamt Magdeburg, von der seltenen Fracht.

Udo Hoevel jedenfalls ist von der offiziellen „Fälschung“ begeistert. „Ich interessiere mich für Autos, seit ich denken kann“, sagt der 83-Jährige, der nach dem Mauerfall von Arnsberg nach Droyßig gezogen war, seinem Sohn Andreas hinterher. „Meine Eltern hatten eine Tankstelle. Eines Tages, ich war sechs Jahre alt, habe ich mich in einen geparkten BMW gesetzt und die Handbremse gelöst. Das war mein erster Unfall“, erzählt der Senior lachend, der nach dem Zweiten Weltkrieg schon mit 13 Jahren (!) die Erlaubnis hatte, Bus zu fahren, während der Bruder Fahrkarten verkaufte.

Hoevel selbst verdiente fortan seine Brötchen als Autohändler. Nebenbei sammelte er Oldtimer, vorwiegend Feuerwehren. Das älteste Löschfahrzeug in seinem Besitz ist ein Mercedes L 1 500 von 1939. „Mit aller Kraft, die wir haben, konnten wir schon einige Fahrzeuge restaurieren“, erzählt Andreas Hoevel. In der ehemaligen Glasfabrik in Droyßig haben die Oldtimer einen Platz gefunden. Ein Verein, die Zeitzer IG Feuerwehrfahrzeuge Droyßig, abgekürzt Zifft, kümmert sich um den Bestand und organisiert Ausfahrten. „Ich werde aber nicht jünger und mache mir um meine Sammlung Sorgen“, sagt Udo Hoevel. Daher sucht er nach einem Partner, der den historischen Fuhrpark als Dauerleihgabe aufnimmt und der Öffentlichkeit präsentiert. Die Feuerwehrschule des Landes in Heyrothsberge etwa würde den Hoevels besonders zusagen.

Doch zurück zum Ford. Der ist zwar „nur“ ein Nachbau, aufgrund seines Alters sowie der limitierten Stückzahl und seines authentischen Zustands dennoch ein anerkannter Oldtimer. Knapp 765 Euro kostete die Zollgebühr - sieben Prozent vom Kaufpreis, der nach Angaben des neuen Besitzers bei 12 500 Euro lag. Ein Schnäppchen für Sammler, hat doch das Auto mit seinem 98 PS-Motor laut Tacho nur 8 300 Meilen auf dem Buckel.

Nach Droyßig rollte der Veteran gestern übrigens auf seinen eigenen Rädern. Maximal 110 Kilometer pro Stunde sind als Tempo drin, das genügt für ein Mitschwimmen auf der Autobahn. Apropos Schwimmen: Als sich die Hoevels auf den Weg machen, schüttet es wie aus Eimern. Trotzdem bleiben die Steckscheiben für die Seitentüren im Kofferraum. „Wir wollen den Wagen genießen“, sagt Andreas Hoevel. Regen mache ihm da nichts aus.