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Wort zum Sonntag Wort zum Sonntag: Die Wünsche unterm Kopfkissen

Von Bernhard Zeller 23.05.2003, 14:40

Braunsbedra/MZ. - Manch einer meint, ganz ähnlich verhielte sich's auch mit dem Gebet: Es nimmt Gott in die Pflicht, unsere Wünsche zu erfüllen - wenn nicht über Nacht, so in überschaubarer Zukunft. Die Erfahrung lehrt freilich, dass die Erfolgsaussichten hier deutlich geringer sind als bei der Sache mit den Milchzähnen.

Grund genug, das Beten sein zu lassen und sich auf bewährtere Formen der Wunscherfüllung zu konzentrieren. Es sei denn, man gelangt zu der Überzeugung, dass Beten doch irgendwie anders funktioniert, als Wünsche unterm Kopfkissen zu deponieren.

Ich schlage einen anderen Vergleich vor: Da gibt es doch diese schönen selbstleuchtenden Sterne, die man im Schlafzimmer an Wand und Decke kleben kann. Wenn man die in die Nähe einer Lampe bringt, leuchten sie alsbald friedlich in die Nacht hinein. Wenn wir beten, bringen wir unsere Gedanken in die Nähe Gottes. Und es kann gut sein, dass sie verwandelt - erleuchtet - von dort zu uns zurückkehren.

Der Verstand wird geschärft, die Liebe belebt, die Hoffnung erhält Nahrung. Und genau das wird die Welt verändern! Der Sonntag, der 25., heißt Rogate, was lateinisch ist (Betet!) und die freundliche Erinnerung enthält, vom Beten Großes zu erwarten.