Woher kommt der Stadtname Merseburg? Woher kommt der Stadtname Merseburg?: Das große Rätsel um die Silbe Merse

Merseburg - Schon vor über 1 000 Jahren zermarterten sich die Gelehrten ihre Gehirne. Wo kommt er her, dieser geheimnisvolle Name Mesburg, dessen S seinerzeit wie ein Sch gesprochen wurde, also Meschburg? Nun, Bischof Thietmar (975 - 1018) widmete gleich den Anfang seiner Chronik, die er ab 1012 schrieb, seiner Residenzstadt. Und da er keine Überlieferungen fand, verankerte er den Namen in der Antike. Thietmar landete beim römischen Kriegsgott Mars und schließlich bei Kaiser Julius Cäsar. Eine höhere Weihe hätte es für Merseburg kaum geben können.
Dass sich Thietmar auf dem Holzweg befand, hat er möglicherweise noch selbst festgestellt. Doch woher stammt nun dieses Merseburg? „Die Frage lässt sich nicht zufriedenstellend beantworten“, sagt der anerkannte Namensforscher Karlheinz Hengst. In der Hofstube des Merseburger Schlosses hielt er einen Vortrag zur Bedeutung des Ortsnamens. „Burg ist ja unproblematisch. Aber Merse hat es in sich“, so der Professor, der von 1993 bis 1999 den Lehrstuhl für deutsch-slawische Namensforschung an der Universität in Leipzig leitete. Mit einer Deutung kann der Wissenschaftler freilich aufräumen. Einen slawischen Einfluss schließt er aus. „Die Slawen sind frühestens im 7. oder 8. Jahrhundert hier aufgekreuzt. Merseburg ist aber viel älter.“ Bereits vor 6 000 oder 7 000 Jahren sei die Gegend besiedelt worden. Und vor den Slawen waren die Germanen da. „Wir können davon ausgehen, dass es aus der Zeit um Christi Geburt schon Ortsnamen gab.“
Aufgrund sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse könne man eine Rekonstruktion der Silbe Merse versuchen. In der Fachsprache der Seefahrt steht „Mars“ für einen Korb am Ende des Schiffsmastes. Und so ist es auch bis heute in niederdeutschen Dialekten verankert. Hat der Name schon in der germanischen Zeit existiert? Und vor allem: War die Bedeutung ähnlich? Dann könnte nämlich eine Befestigungsanlage (die Burg) in einer hohen Lage (auf dem Merseburger Dornberg) und an sicherer Stelle gemeint sein. So zumindest hält es Hengst durchaus für wahrscheinlich. Theoretisch sei es aber auch möglich, dass Merse auf den Namen eines Gewässers zurückgeht. Die Klia könnte eine andere Bezeichnung gehabt haben. Beweisen lässt sich das nicht, verneinen aber auch nicht.
Und so bleibt für künftige Forschungen weiter genügend Raum, meint Hengst. Für die Stadt gab es übrigens zahlreiche Schreibweisen: Mersinburg, Mersenburg, Meresburch, Meresborg, Meresburhe, aber auch klangvolle Versionen wie Marsinopolis. (mz)
