Wirtschaft Wirtschaft: Das Geschäft brummt nicht mehr, wie anfangs
Ziegelroda/MZ. - Das Jahr 1995, das sei ein sehr erfolgreiches gewesen, da habe das Geschäft ordentlich gebrummt, wie man salopp zu sagen pflegt. Doch dann habe der Abschwung begonnen. Und der sei noch nicht gestoppt, sind sich Ernst Kummer und seine Tochter Yvonne Bläß sicher.
Die beiden Ziegelrodaer stehen in ihrer Bau- und Kunstschlosserei Schulter an Schulter, um das 1990 gegründete Unternehmen auf dem Markt zu halten. "Aber ich besetze nur noch eine halbe Bürostelle, eine volle gibt die Auftragslage zur Zeit nicht mehr her", erzählt Yvonne, die gelernte Bürokauffrau, die zusätzlich noch ihren Betriebswirt gemacht hat, um ihrem Vater zur Seite stehen zu können.
"Einige Mitarbeiter habe ich aufs Arbeitsamt geschickt. Ich hatte keine andere Wahl", so Ernst Kummer, der in besten Zeiten 15 Leute in Lohn und Brot hatte. Heute sind es noch sechs. Um die nicht auch noch entlassen zu müssen, wenn es einmal eng wird, sind Arbeitszeitkonten geschaffen worden, von denen dann gezehrt wird. "Mein Vorteil ist auch, dass meine Mitarbeiter sich mit der Firma identifizieren. Sie sind über alles informiert und haben Verständnis, wenn es mal haarig wird", schwört Kummer auf sein Team. Bis hinunter nach Franken, Thüringen und nach Berlin führen die Aufträge die Handwerker. "Ich profitiere von meinen langjährigen Geschäftsverbindungen in diese Bereiche, die wirtschaftlich besser da stehen als wir hier in Sachsen-Anhalt." Aber auch in den anderen Bundesländern sei es gang und gäbe, dass Vorkasse abgelehnt werde. Besonders schlimm sei das bei Bauträgern und Kommunen ausgeprägt. "Doch auch wir müssen Material kaufen, ehe wir auf die Baustellen gehen. Die Forderungsausfälle, die wir hatten in den zehn Jahren seit unserer Gründung, entsprechen dem heutigen Wert eines Einfamilienhauses.
Das ist ein Ringelspiel, bei dem wir uns immer wieder selber einholen. Zu schaffen machen uns auch Gesetze, wie etwa das Kündigungsschutzgesetz. Ich meine, dass nur eine veränderte Politik in Bund und Land Änderungen in der Wirtschaft bringen können. Im Moment lässt man uns Mittelständler doch im Regen stehen. Es wird Zeit, dass man uns in Magdeburg und Berlin endlich ernst nimmt. Wir erfinden uns unsere Sorgen und Probleme nämlich nicht selber", meint Ernst Kummer, der dennoch die Hoffnung nicht aufgeben will. Das zeigt sein Ansinnen, beide derzeitigen Lehrlinge übernehmen zu wollen und ab September wieder Lehrstellen anzubieten. "Sicherlich werden nicht mehr so viele Geländer, Zäune, Tore oder Treppen gebraucht, wie noch vor fünf Jahren, aber wir bieten noch etwas mehr rund um das Metall, so dass es die Firma Kummer in Ziegelroda auch weiter geben wird."