1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Wenn das Metall zum Leben erwacht

Wenn das Metall zum Leben erwacht

Von Elke Jäger 28.11.2007, 16:36

Leuna/MZ. - Die Wege dazu sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst: Der eine schreibt, die andere singt, der dritte malt konzentriert. Klaus-Dieter Urban greift zum Hammer und schlägt zu. Solange, bis er einigermaßen zufrieden ist. In der einen Hand die Zange mit dem erhitzten Metall, in der anderen den Schweißbrenner oder den schweren beziehungsweise kleinen

Hammer. Geduldig und mit Bedacht bringt er das Teil in die Form, die er vor sich sieht. Die am Ende das ausdrückt, was er als Künstler sagen will. Empfindungen und Gefühle ins Metall gehauen. Urban, in diesem Monat 60 geworden, nimmt sich für manche Stücke lange Zeit.

Er überlegt auch genau, welche Arbeiten er in die Öffentlichkeit entlässt. Ob Auftragswerke oder Ausstellungen, die Raumwirkung muss stimmen. Vor der Ausstellung, die am Donnerstag in Leuna eröffnet wird, hat Urban lange geprüft, welche Stücke mitkommen sollen und bis zuletzt das Eine oder Andere ausgewechselt. Galerieleiter Claus Kämmerer wiederum ist froh, dass sein Angebot nach längerem Zögern angenommen wurde.

Zu sehen sind Skulpturen aus Metall, Holz und Stein, um die man herumgehen kann, geschmiedete Wandbilder, Miniaturen aus gehämmertem Eisen, Bilder in Mischtechnik aber auch Graphiken und vor allem Aquarelle, die wie mit leichter Hand hingeworfen wirken. Ein reizvoller Kontrast - und für den Künstler selbst ein als angenehm empfundener Ausgleich: Nach dem schweren Metall das zarte Papier.

Den Stoff für seine Arbeiten holt sich Klaus-Dieter Urban aus dem, was ihn umgibt, womit er lebt und sich beschäftigt. "Ich finde meine Themen in dem, was täglich um uns geschieht und mich berührt", fasst er kurz zusammen. Trends interessieren ihn nicht, seine Sicht ist ihm wichtig. Vieles, was er sieht und fühlt, schmerzt; das widerspiegeln vor allem seine plastischen Stücke. Wie "Ground Zero", in dem im Feuer geborene Metallfiguren, Steine und Drahtgeflecht durch eine durchscheinende Plastikplane Verbindung halten. Ein Stück weiter eine zwischen zwei angerosteten Eisenplatten klemmende Figur. Ein Symbol? Dann eine Hommage an Walter Bauer, in dem er auch mit Text arbeitet. Ein wegen seiner hellen Farben und des vielen Weiß' auffallendes Bild: "Kinderlied" - aber es ist nicht fröhlich.

Häufig verwendet Urban dünne Abdeckplanen, zum Beispiel indem er Figuren darin verpackt - das Material als "künstlerisches Element in der Wegwerfgesellschaft". Überhaupt tragen viele Dinge Gebrauchsspuren - das Metall rostet, die Steine sind verwittert, das Holz ausgebleicht. Was nicht sowieso aus der Natur kommt, das hat der Mann bewusst Wasser, Kälte und Hitze ausgesetzt.

Der Wahl-Merseburger, der seit 22 Jahren mit seiner Frau Gabriele in der Domstadt lebt (die Tochter ist erwachsen, hat zwei Kinder) hat ursprünglich Kfz-Klempner gelernt. Mit 40 begann er ein Studium an der Burg, da war er bereits als freischaffender Metallbildhauer tätig. Heute arbeitet er auch als Metall-Restaurator.