Weinbau Weinbau: Experten prüfen Reben vor der Lese

Steigra/MZ - Stephan Berger hat derzeit viel zu tun. Der kräftige junge Mann stiefelt stundenlang an den Hängen des Unstruttals entlang, immer zwischen den Reihen seiner Weinstöcke entlang. In wenigen Wochen beginnt die Weinlese, für den 24 Jahre alten Jungwinzer ist es ein hartes Geschäft, dass ihm aber sichtlich Freude bereitet. Wer mit ihm spricht, merkt bald: Beim Anbau der gefragten Reben geht es um Details.
„Ich habe hier unter anderem sieben Reihen, die als Edelwein vermarktet werden sollen, dort ist besonders viel Arbeit gefragt“, sagt Berger. Nach Osten hin wird dort das Laub weggeschnitten, damit der Morgentau schneller wegtrocknet, in Richtung Westen bleiben mindestens acht Blätter dran, damit die Pflanzen vor der Witterung geschützt sind und genug Sonnenstrahlen aufgenommen werden können.
Jede Traube wird einzeln in Augenschein genommen, damit Schädlinge keine Chance bekommen. „Außerdem wird der Ertrag der Stöcke reduziert, so wird der einzelne Stock nicht überlastet“, erklärt der Winzer. Das alles soll der Qualität der Traminer-Beeren zugutekommen. Wenn alles gut geht, bekommt Berger von der Winzervereinigung Freyburg dann fast den doppelten Preis für die Premium-Trauben. Die Winzervereinigung kontrolliert allerdings streng, dass ihre Vorgaben eingehalten werden. In dieser Woche sind mehrere Kommissionen an den Hängen unterwegs um die so genannte Bonitur vorzunehmen. Dabei verschaffen sich die Weinexperten einen Überblick über die zu erwartende Ernte. „Wir messen den Reihenabstand, die Höhe der Stöcke und die durchschnittliche Anzahl von Trauben pro Stock“, erklärt Knut Kiok, zweiter Kellermeister der Vereinigung. Diese Begutachtung machen die Kommissionen auf rund 95 Prozent der insgesamt 342 Hektar Ertragsfläche der Winzervereinigung. Die 120 kleinen Winzer der Region, die weniger als 300 Quadratmeter Anbaufläche haben, fallen weg.
Stephan Berger, der auf dem „Steigraer Hahnenberge“ einen dreiviertel Hektar bewirtschaftet, ist zwar „nur“ nebenberuflich Winzer in der dritten Generation, hat aber im Hauptberuf ebenfalls viel mit den begehrten Getränk aus der Region zu tun. Er ist Anlagenfahrer bei der Abfüllung der Winzervereinigung. Nach Feierabend macht er sich dann auf seinen Berg. „Für die Edelweine muss man bis zu zehn Stunden pro Reihe einrechnen, da kommt viel zusammen“, sagt der 24-Jährige. Der gelernte Winzer baut neben dem Traminer noch verschiedene Gutedel-Sorten, Portugieser, Müller-Thurgau und Weißburgunder an. In diesem Jahr rechnet er mit einer vergleichsweise ertragreichen Weinlese. Wenn es in etwa vier Wochen soweit ist, wird traditionell ganz Steigra auf den Beinen sein. Fast 60 Familien besitzen Rebstöcke im Dorf. Die Edelweine werden dann noch per Hand gelesen, der Rest zum Großteil mit Erntemaschinen.