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Wassertourismus  Wassertourismus : Wenig Interesse an der Saale

Von Dirk Skrzypczak 07.03.2016, 17:17
Die Schleuse an der Rischmühle in Merseburg wurde automatisiert. Sie funktioniert jetzt in Selbstbedienung.
Die Schleuse an der Rischmühle in Merseburg wurde automatisiert. Sie funktioniert jetzt in Selbstbedienung. Peter Wölk

Merseburg/Halle (Saale) - Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) hat seine Hausaufgaben über den Winter erledigt. Wenn ab 1. Mai die Wasser-Tourismus-Saison auf der Saale beginnt, werden die modernisierten Schleusen an der Rischmühle in Merseburg und die Stadtschleuse Halle von Freizeitkapitänen und Ausflugsdampfern in Selbstbedienung zu steuern sein. Zudem hat das WSA für drei Millionen Euro das Wehr Planena grundhaft instand gesetzt. Allerdings stehen Aufwand und Nutzen nicht im Verhältnis, wie Ulrich Weber, Leiter des Außenbezirks Merseburg im WSA, erklärt. „Angesichts der wenigen Boote und Schiffe, die vor allem in Merseburg unterwegs sind, ist das purer Luxus“, sagt er. Die Saale sei südlich von Halle alles andere als ein Touristenmagnet.

Großprojekt soll Leipzigern Zugang ermöglichen

Ein Großprojekt könnte das ändern, so es denn jemals realisiert wird: der Weiterbau des Saale-Elster-Kanals von Günthersdorf bis Leuna. Dann hätten die Leipziger einen Zugang zum überregionalen Wasserstraßennetz. „Ich bin seit 20 Jahren im Geschäft und weiß, dass die Leipziger darauf warten. Dann wäre auf der Saale wesentlich mehr los“, sagt David Hauff, Chef des Wohnmobil- und Wassersport-Zentrums in Sennewitz bei Halle. Gestern trafen sich Vertreter aus Anrainerkommunen und des Bundes zu einer Arbeitsberatung in Leuna, um erneut die Chancen für die Fertigstellung der Wasserstraße auszuloten. „Der Bund hat wieder verdeutlicht, dass er kein Interesse am Bau des Kanals hat. Aber er würde ihn abgeben und eine Mitgift drauflegen“, sagte Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos).

Momentan diskutieren die Kommunen, ob sie einen Zweckverband oder eine gemeinnützige GmbH gründen, um das Projekt forcieren zu können. Hagenau hat in den Unterlagen der Stadt einen Planfeststellungsbeschluss von 1934 gefunden. Damit wird das Baurecht für das 7,5 Kilometer lange Kanalstück erklärt. Ob es noch heute gilt, muss nun noch geprüft werden. Ende April ist das nächste Treffen geplant.Am Ist-Zustand für die Saale wird sich jedenfalls so schnell nichts ändern. Noch verzeichnet das WSA pro Jahr 10- bis 15 000 Schleusenvorgänge - die übrigens kostenlos sind - an seinen sieben Bauwerken von Merseburg bis Halle. Mit 3 000 Schleusungen ist Trotha die Nummer eins. Die Saale würde wesentlich mehr Verkehr vertragen. „In die Schleusen passen Schiffe mit einer Breite von 5,10 und einer Länge von 40 Metern. Das reicht für Ausflugsdampfer, aber auch für Yachten“, erzählt Weber. Er sieht vor allem in der touristischen Vermarktung noch Luft nach oben. Immerhin ordnet der Landkreis den Fluss als einen „Entwicklungsschwerpunkt mit überregionaler Bedeutung“ ein. Allerdings liegt der Fokus des Saalekreises derzeit eher auf dem Geiseltalsee. Man beteilige sich aber an einem touristischen Gesamtkonzept für die Gewässerlandschaft in Mitteldeutschland, heißt es gegenüber der MZ. Für die Saale wird in diesem Strategiepapier das Ziel formuliert, ihre Befahrbarkeit für Fahrgastschiffe und Wohnboote zu sichern.

Halle hat ein Konzept

Halle ist wesentlich weiter und hat seit Februar 2015 ein Wassertourismuskonzept - abgestimmt auf die einzelnen Bootsklassen von der Flusskreuzfahrt bis hin zu Paddelbooten. Das Problem der Saale sieht Halle indes in Teilabschnitten zwischen Merseburg und Bad Kösen. Dort sitzt man bei Niedrigwasser auf dem Trockenen. Diese seichten Stellen, in der Gesamtheit eine Strecke bis zu zwei Kilometern, müssten ausgebaut werden. Dann könnten die Unstrut bis Freyburg und die Kaiserpfalz Memleben erschlossen werden. Davon würde der Wassertourismus profitieren, ist die Stadt überzeugt.

Übrigens hat die Saale ab Mai trotz der Automatisierung dennoch „Öffnungszeiten“. Geschleust wird zwischen 9.30 und 19 Uhr. „Der Betrieb muss schließlich überwacht werden. Benötigt jemand Hilfe, müssen wir zur Stelle sein“, sagt Ulrich Weber. (mz)