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Kleingartenwesen Warum Lauben in Merseburg umgezogen sind

Der Kreisverband der Gartenfreunde feiert 2021 sein 110-jähriges Bestehen. Wo sich damals die erste Anlage befand und was aus ihr geworden ist.

Von Undine Freyberg 28.12.2021, 08:00
Der Schrebergartenverein Merseburg-Nord feierte 2021 sein 110-jähriges Bestehen. Eine historische Postkarte, die nur noch in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen erhalten ist, zeigt, wie es zu den Anfängen aussah.
Der Schrebergartenverein Merseburg-Nord feierte 2021 sein 110-jähriges Bestehen. Eine historische Postkarte, die nur noch in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen erhalten ist, zeigt, wie es zu den Anfängen aussah. Quelle: Festschrift

Merseburg/MZ - Der Kreisverband der Gartenfreunde Merseburg hatte trotz Pandemie im Jahr 2021 etwas zu feiern: Vor genau 110 Jahren, nämlich am 11. Februar 1911, wurde im Kreis der erste Schrebergartenverein gegründet. Das sind die Wurzeln des heutigen Vereins, dem mittlerweile 62 Gartenanlagen im Bereich des früheren Kreises Merseburg angehören.

Auf einer Fläche von 265 Hektar bauen tausende Gärtnerinnen und Gärtner in rund 3.500 Parzellen Obst und Gemüse an. Die Kleingartenanlage Merseburg-Nord war der erste Verein, und den gibt es auch heute noch. „Wir liegen direkt an der Junkersstraße, doch das war nicht immer so“, erzählt Bernd Glaser. „Denn bis 1958 lag die Anlage noch in der Goethestraße.“

Die Anlage befand sich zu ihren Anfangszeiten weit außerhalb der bebauten Stadtgrenzen von Merseburg, zwischen der Goethestraße, der früheren Nordstraße, und der Reinefarthstraße, südlich des Gerichtsrains. Die letzten Häuser Merseburgs standen damals entlang der heutigen August-Bebel-Straße und entlang der Lauchstädter Straße.

Die Zollingerhäuser sowie die Gagfah-Siedlung entstanden erst in den 20er Jahren. So wurde die Gartenanlage ein beliebtes Ausflugsziel für viele Merseburger, zumal es eine Gartengaststätte gab, die für einen angenehmen Aufenthalt sorgte.

Nach den überstandenen Wirren der beiden Weltkriege sollte jedoch auch in Merseburg weiter gebaut werden, und auf dem Gelände der Gartenanlage sollten Wohnungen, die Curie-Schule und ein Einkaufszentrum entstehen. Die Gärten mussten deshalb weichen.

Den Kleingärtnern wurde ein Ersatzgebiet zwischen den Kasernengebäuden des Fliegerhorstes und der Gartenanlage „Gut Grün“ zugeteilt. Und so gaben die Gärtner schweren Herzens ihre kleinen Parzellen am angestammten Platz auf und zogen um - mit ihren Lauben.

Mit Pferde- und Handwagen schafften sie die kleinen Häuschen und Baumaterial über Feldwege zum Gebiet der neuen Anlage. Einige der alten Lauben haben dort noch lange gestanden.

„Aktuell sind von den 51 Kleingärten in der Anlage Merseburg-Nord gerade mal zwei frei“ erzählte Bernd Glaser, der selbst erst seit sieben Jahren dort einen Garten hat und vor gut zwei Jahren den Vorsitz übernahm. Es herrsche ein gutes Miteinander.

Es gebe auch einige junge Familien mit Kindern in der Anlage, auch eine aus Afghanistan. „Das Durchschnittsalter bei uns liegt ungefähr bei 60 Jahren“, schätzt er.

Bei einer kleinen Festveranstaltung dankte der Vorsitzende des Kreisverbandes, Michael Hartlieb, den Kleingärtnern dafür, dass sie sich trotz Corona beispielsweise beim Merseburger Zauberfest oder bei den Vorbereitungen zur Landesgartenschau 2023 engagiert haben.

Im Kleingartenverein Pappelallee konnte das 90-jährige Bestehen und im Verein „Am Geiseltalsee“ in Krumpa im Sommer das Mittelwegfest gefeiert werden. Und er lobte die Teilnahme der Bad Dürrenberger Anlage „Mitte“ am Landeswettbewerb „Gärten im Städtebau“.

Die Platzierung wollte Jürgen Maßalsky, der Präsident des Landesverbandes, trotz Hartliebs dringender Nachfrage jedoch noch nicht verraten.

Diese Laube war aus der alten Anlage mitgenommen worden und stand bis 1998 in der neuen. Dann wurde sie durch einen Neubau ersetzt.
Diese Laube war aus der alten Anlage mitgenommen worden und stand bis 1998 in der neuen. Dann wurde sie durch einen Neubau ersetzt.
Quelle: Festschrift