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Reparatur der schlimmsten Straßen Merseburgs Warum der Sanierungsplan dabei strengen Kriterien unterliegt

16.04.2021, 08:00

Merseburg - Die Diagnose: Vielen Straßen in Merseburg geht es schlecht. Schnelle Besserung für alle ist nicht in Sicht - zumindest nicht gleichzeitig. Doch jetzt gibt es erstmals etwas, worauf viele seit langem gewartet haben: Eine Liste der schlimmsten Straßen Merseburgs und eine Hitliste, die aussagt, in welcher Reihenfolge sie saniert werden sollen.

Strenge Kriteren: Liste der zu sanierenden Straßen wird Unmut bei Bürgern erzeugen

Die Stadt hat 355 Straßen mit einer Länge von insgesamt 145 Kilometern in ihrem Eigentum. Das Straßenamt der Stadt hat die schlimmsten untersucht und die Schäden aufgenommen. Bei den meisten befestigten Straßen ist der Mischwasserkanal (Abwasser plus Regenwasser) defekt und der Oberbau nicht tragfähig. Die meisten unbefestigten Straßen haben keine Entwässerung. „Wir stehen in Vorbereitung der Sanierung immer in Verbindung mit AZV, Midewa und Stadtwerken, die dabei immer mit ins Boot müssen“, sagt Gerd Heimbach, Leiter des Straßenamtes. So würden Synergieeffekte genutzt, um die Kosten zu minimieren.

Auch wenn jetzt scheinbar ein wenig mehr Klarheit herrscht - bei manchen Einwohnern wird die Liste dennoch für Unmut sorgen, denn in Kötzschen und auch im Gebiet westlich des Bahnhofs wartet man schon jahrelang darauf, dass sich etwas tut. Und viele müssen weiter warten, denn wo und wann saniert wird, unterliegt strengen Kriterien. Nicht nur der bauliche Zustand der Straße ist entscheidend. Da die Abwasserkanäle innerhalb der Straßen den größten Raum einnehmen, sind sie das wichtigste Medium unter der Straßendecke und bestimmen daher auch die Reihenfolge der Sanierungs- oder Ausbaumaßnahmen.

Kanalbefahrung durch den AZV hatte ergeben, dass rund 100 Jahre alten Kanäle teilweise defekt sind

So wie man ein Pferd nicht vom Schwanz aufzäumen kann, muss man beim Straßenbau mit den Straßen beginnen, die dem zuständigen Klärwerk am nächsten liegen - also dort, wo das Abwasser hinfließt. Sonst würde es immer in die Baustelle laufen. Da beispielsweise westlich vom Bahnhof die Rosa-Luxemburg-Straße bereits saniert und auch der dortige Abwasserkanal bereits erneuert wurde, müsse als nächstes die Lassallestraße drankommen.

Eine Kanalbefahrung durch den AZV hatte ergeben, dass die rund 100 Jahre alten Kanäle teilweise defekt sind. Deshalb muss der AZV dort viel spülen, um den Abtransport des Schmutzwassers zu ermöglichen. Bevor in dem Bereich mit Sanierungen begonnen wird, sind jedoch unter anderem die Straßen Oberaltenburg, Kloster und Brauhausstraße dran.

Land beteiligt sich an der Straßensanierung in Merseburg

Pro Jahr will die Stadt durchschnittlich drei Straßen sanieren, was auch immer von den Kapazitäten der Straßenbaufirmen abhänge. „Und natürlich davon, welche Investitionsvorhaben uns die Stadträte genehmigen“, sagte OB Jens Bühligen (CDU). Man bräuchte zur Umsetzung des Straßenbauprogramms pro Jahr rund 2,5 bis drei Millionen Euro.

„Für die 30 bis 61 Prozent, die einst über Straßenausbaubeiträge der Bürger finanziert wurden, tritt zurzeit das Land ein. So sind die Absprachen.“ Den Teil, den Merseburg selbst aufbringen muss, könne sich die Stadt auch leisten, so der OB.

Liste mit Sanierungplänen ist nicht in Stein gemeißelt

Im Programm sind auch Rad- und Gehwege verankert. So soll in diesem Jahr noch der Radweg an der Naumburger Straße (ab Höhe Auto-Unger) in Richtung Beuna in Angriff genommen werden. Wenn der Kreis dann im kommenden Jahr den sich anschließenden Radweg an der Kreisstraße (Merseburger Straße) vom Ortseingang Beuna in Richtung A38 erneuere, habe man eine gute Verbindung zum Geiseltalsee, freut sich Bühligen.

„Ende April wollen wir die komplette Liste unserer Vorhaben mit den Erklärungen auf der Internetseite der Stadt veröffentlichen, so dass jeder Einwohner sie einsehen kann“, so der OB. Er bitte allerdings darum, dabei nicht davon auszugehen, dass die Liste in Stein gemeißelt sei. „Bei aktuellen Entwicklungen, also zum Beispiel einer akuten Verschlechterung einer Straße, müssen wir natürlich reagieren.“ (mz/Undine Freyberg)