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Verein für Briefmarken- und Heimatfreunde Verein für Briefmarken- und Heimatfreunde: Eigene Briefmarke für 50-jähriges Jubiläum

Von TINA SAUER 13.04.2013, 19:12
Für 50 Jahre, in denen Gerhard Crone den Vorsitz des Bad Lauchstädter Vereins für Briefmarken- und Heimatfreunde führt, bekam er von den Mitgliedern seine eigene Briefmarke geschenkt.
Für 50 Jahre, in denen Gerhard Crone den Vorsitz des Bad Lauchstädter Vereins für Briefmarken- und Heimatfreunde führt, bekam er von den Mitgliedern seine eigene Briefmarke geschenkt. wölk Lizenz

bad lauchstädt/MZ - Einen über 170 Jahre alten Papierschnipsel hält Gerhard Crone in der Hand. Der Vorsitzende des Bad Lauchstädter Vereins für Briefmarken- und Heimatfreunde hat sein Amt schon seit 50 Jahren inne. Das kleine quadratische Stück Papier gehört zu seiner Sammlung und ist eine der ersten Briefmarken, die es gab. Sie ist aus dem Jahr 1841, aus Großbritannien, wo die Briefmarke erfunden wurde: „Damals gab es diese Zähne am Briefmarkenrand noch nicht. Sie wurden alle mühevoll mit einer Schere per Hand ausgeschnitten“, erläuterte Crone. Dabei sei auch hin und wieder daneben geschnitten worden. Die zwei „One Penny“ und „Two Pence“- Marken aus seiner Sammlung seien allerdings nicht sonderlich wertvoll: „Davon wurden sehr viele gedruckt, deswegen sind sie nicht so selten.“

Der 78-jährige Vereinsvorsitzende sammelt laut eigener Aussage schon seit über 60 Jahren vor allem heimatkundliche Briefmarken, aber auch -umschläge: „Meine Sammlung ist nicht so, wie es sich der Laie vielleicht vorstellt. Es sind überwiegend Ausstellungssachen“, sagte Crone. Fast alle seiner Briefmarken sind mit einem Poststempel versehen. „Entweder man sammelt gestempelte oder ungebrauchte Marken. Aber bei den Gestempelten weiß man, dass sie schon einmal unterwegs waren.“ Die Briefumschläge aus seiner Sammlung sind ebenfalls vor vielen Jahren einmal verschickt worden. Darunter ist beispielsweise auch ein Umschlag aus Zeiten des Zweiten Weltkrieges, der auch nach Kriegsende noch Verwendung fand, nur der darauf abgebildete Hakenkreuz-Adler wurde dann geschwärzt. Sein ältestes Stück ist ein Einlieferungsschein vom 23. September 1789, aus einer Zeit vor den Briefmarken: „Den Schein bekam man als Rückversicherung, wenn man einen Wertbrief mit Talern verschickt hat - wie bei einem heutigen Einschreibe-Brief“, erläuterte Crone.

Seine gesammelten Briefumschläge sind überwiegend mit dem Bad Lauchstädter Stempel versehen. Ein Exemplar wurde innerhalb von 31 Stunden im Jahr 1854 von Hannover in die Goethestadt transportiert. „Da haben sie wahrscheinlich das schnellste Pferd genommen“, scherzte Crone, denn zu diesen Zeiten wartete man normalerweise länger auf seine Sendungen. Selbst die Post heute schafft es nicht unbedingt schneller.

Auch sogenanntes Notgeld aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg befindet sich in den unzähligen Mappen in Crones Arbeitszimmer: „Die habe ich von meinem Vater, er hat auch alles mögliche gesammelt“, teilte Crone mit. In dieser Zeit sei das Münzgeld knapp gewesen, da es aufgrund des Krieges eingeschmolzen wurde. Die Notgeldscheine in seinem Besitz haben einen Wert von 10 bis 50 Pfennig, bedruckt mit dem Bad Lauchstädter Rathaus beispielsweise. „Jede Stadt druckte ihr eigenes Notgeld, in anderen Städten waren diese Scheine nicht gültig.“

Einen Augenblick später holt Crone schon die nächsten sonderbaren Stücke aus seinem vollgepackten, aber aufgeräumten Arbeitszimmer. Aus der Inflationszeit, in der sich Deutschland bis 1923 befand, hält er Umschläge von Bankbriefen in der Hand. Die ungewöhnlich hohe Anzahl an Briefmarken darauf nimmt zuerst jeden Blick für das Detail. Doch beim genaueren Hinsehen erkennt man die Werte: 100 Mark, 200 Mark, 15 000 Mark. „Und dabei waren die Marken nur ein paar Pfennige wert“, erläuterte Crone. Zusammengerechnet ist einer der Briefe mit einem Wert von 59 000 Mark verschickt worden. „Durch Tabellen aus der Fachliteratur habe ich herausgefunden, dass der Brief eigentlich mit Briefmarken im Wert von 75 000 Mark hätte verschickt werden müssen. Da waren sogar ein paar Pfennige zu wenig drauf“, teilte Crone mit. Die „paar Pfennige“ waren damals 6 000 Mark. „Zum Ende der Inflation gab es auch Briefmarken für 100 Millionen Mark“, sagte Crone und zeigte einen weiteren Briefumschlag mit über 100 Stück der grünen Marken darauf.

Für den heutigen Preis von 58 Cent kann man sogar eine Briefmarke mit dem Gesicht von Gerhard Crone kaufen: „Das haben mir die Vereinsmitglieder geschenkt zu meinem Jubiläum.“ In den 50 Jahren, in denen er Vorsitzender des Vereins ist, hat er schon 733 Sitzungen erlebt, dabei war das gar nicht so geplant: „Damals, 1963, fragte man mich, ob ich den Vorsitz für ein Jahr mal übernehmen kann. Dann fragte man mich noch einmal ein Jahr später. Danach hat man nie wieder gefragt“, sagte er lächelnd.

Es gibt laut Crone nur einen anderen Vereinsleiter in Deutschland, der den Vorsitz noch länger inne hat. Doch der gelernte Glaser ist sich sicher: Den überholt er auch noch.

Dieser Briefumschlag im Wert von sage und schreibe 59 000 Mark gehört zu der Sammlung von Gerhard Crone.
Dieser Briefumschlag im Wert von sage und schreibe 59 000 Mark gehört zu der Sammlung von Gerhard Crone.
peter wölk Lizenz