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Varianten-Mix aus Holz, Eisen, Keramik und Textil

Von HANS-ERDMANN GRINGER 12.11.2009, 17:10

MERSEBURG/MZ. - Aus der jährlichen Weihnachtsschau des Museums heraus sei die Idee entstanden, ausgewähltes Kunsthandwerk aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vorzustellen und ein Bild von dessen Vielfalt zu vermitteln, sagte Museumschefin Karin Heise. Künftig soll also eine neue Reihe etabliert werden, die nicht Grafik und Malerei, aber alle drei Jahre Ausdrucksstarkes aus verschiedenen Materialien und Techniken offeriert.

Museologe Joachim Wiebel aus Leipzig, der schon die jüngste Ausstellung im Merseburger Museum zur Schulgeschichte gestaltet hat, zeigt für den Aufbau und die Auswahl verantwortlich.

Zu sehen sind bis zum 31. Januar 2010 Arbeiten der Textilkünstlerinnen Ulrike Drasko aus Hohenfelden bei Erfurt und Holtrud Helene Henze aus dem Saalekreisort Zörnitz. Ebenfalls vertreten sind das Keramiker-Ehepaar Carola und Reimar Krüger aus Blankenheim im Vorharz und Sybille Abel-Kremer aus Markkleeberg. Holzgestalter Ekkehard Körber aus Sermuth im Muldental gibt Einblicke in seine Passion. Und als einheimischer Künstler ist der Merseburger Metallgestalter Klaus-Dieter Urban präsent.

Der Besucher kann also tatsächlich in der Schau, deren Exponate auch käuflich erworben werden können, Überraschendes finden und Entdeckungen machen. So zeigen die Krügers Teegeschirr, Vasen, Krüge und mehr, die in spezieller japanischer Brenntechnik entstanden sind. Sie verwenden dafür einen so genannten Anagama-Ofen, den er für einen Brennvorgang jeweils sechs Tage lang mit Holz befeuern und ständig regeln muss. Das Ergebnis ist "unberechenbar". die Glasur entsteht aus dem Material selbst, in das sich etwa auch Muscheln eindrücken, auf denen die Gefäße im Ofen gelagert werden. Ergebnis ist eine sehr rustikale, erdige, raue Keramik, die fast archaisch wirkt.

Ebenfalls japanische Einflüsse lässt Frau Abel-Kremer erkennen. Ihre Schalen, Vasen, Becher und Dosen mit so genannter Shino- und Seladon-Glasuren lassen den Ton teilweise orangebraun durchscheinen. Bei dicken Glasuren entsteht eine heftige Oberflächenspannung, die das Material auch aufbrechen lässt.

Ähnlich die dickwandigen Holzschalen, die Ekkehard Körber aus exotischen Gehölzen wie dem australischen Grasbaum oder aus gefundener Mooreiche fertigt. Da wirken die Risse, Maserungen und Abspaltungen als eigenständige Gestaltungselemente. Auch kleine Drehkreisel stellt Körber aus, bei denen er das kleine Klötzchen am Drehstift auch aus Münzen, Nüssen und Knöpfen herstellt.

Eher filigran sind dagegen die textilen Wandbehänge und Applikationen von Ulrike Drasdo. Sie verwendet dazu hauptsächlich Wolle und Acryl. Ihr 2,20 mal 2,20 Meter großes "Labyrinth" mit

seinem tollen Farbspektrum, das eine ungeheure Leuchtkraft entwickelt, muss man einfach gesehen haben.

Und die textilen Bild-Collagen von Holtrud Helene Henze erzählen Geschichten von Menschen "die scheinbar schutzlos preisgegeben sind all dem, was das Leben an Schwierigkeiten, Verletzungen und Gefahren bereithält", wie sie betont. Klaus-Dieter Urban hat neben Schmuckarbeiten aus geschmiedeten Eisen und geschleudertem Silber, die allesamt eine kräftige Ausdrucksform bevorzugen, spannungsreiche figürliche Plastiken und großformatig gefasste Arbeiten zu den Merseburger Zaubersprüchen dabei, die viel Raum zur Deutung lassen.

Im Rahmen der Schau, die täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet ist, findet am 5. und 6. Dezember ein Kunsthandwerkermarkt mit weiteren Künstlern statt. Auch Familientage sind in der Schau am 28. November und 12. Dezember vorgesehen, ebenso Schülerprojekte. Der Eintritt kostet zwei Euro (ermäßigt 1,50 Euro).