Ungewöhnliches Hobby Ungewöhnliches Hobby: Franz will Zollstock-Rekord brechen
Steigra/MZ. - Franz ist Jäger und Sammler. Der elfjährige Steigraer jagt dem Fußball hinterher. Und er sammelt Gliedermaßstäbe, besser bekannt als Zollstöcke. 824 verschiedene Zollstöcke von einem halben bis vier Meter Länge, eine Elle und zwei Messlatten hat er bereits zusammen getragen. Doch das reicht ihm noch lange nicht. "Den Rekord hält ein Sammler, der so um die 23 000 Zollstöcke hat. Ich will mehr", sagt Franz Förster. Dass aus einem Geburtstagsgeschenk mal eine echte Leidenschaft wachsen könnte, ahnte wohl niemand, als der kleine Blondschopf 1994 drei Jahre alt wurde. Wie seine Mutter Ruth Förster erzählt, wohnten in ihrem Motel in Kalzendorf damals oft Bauarbeiter, die dem Sprössling der Wirtin den ersten Zimmermannsbleistift, ein Paar Arbeitshandschuhe und den ersten Zollstock schenkten. Andere Hausgäste, der Vater, der als Einsatzleiter des Kran- und Aufzugservice Karsdorf auf vielen Baustellen unterwegs war, Familienmitglieder und Bekannte steuerten weitere Exemplare bei. Und so wurde der Karton, in dem Franz seine Zollstöcke sammelte, bald zu klein.
Schließlich landete gar ein richtiger Schatz in Försters Briefkasten. Karl Gesner, ein gebürtiger Kalzendorfer, hatte bei einer Wohnungsauflösung ein Messgerät gefunden, das keine Zentimeter-, sondern eine Zolleinteilung hatte, also einen richtigen Zollstock. Der gehört jetzt neben dem vier Meter langen Mercedes-Gliedermaßstab zu den Stücken, auf die Franz besonders stolz ist. Seine Sammlung erweitert der Schüler, indem er zum Beispiel doppelte Exemplare gegen solche, die er noch nicht hat, tauscht. Haus- und Stammgäste der Gaststätte seiner Mutter helfen ihm meistens dabei. Denn oft, wenn Franz seine Schätze sortiert und zählt, baut er die großen Regalkoffer im Saal auf und freut sich über die bewundernden Blicke. Sein Opa hatte die Idee, Tapeziertische umzubauen - sechs hat Franz inzwischen mit seinen Zollstöcken füllen können. Auch zu Fachleuten hat der Junge Kontakt. Viele treffen sich immer am ersten Wochenende im Oktober zur Zollstockbörse bei Köthen - ein Pflichttermin für Franz und seinen Vater.
Aber nicht nur Zollstöcke haben es ihm angetan. Franz stellt sich auch mit Hammer und Meißel ziemlich geschickt an. Und so steht für den Schüler, der ab Ende August die 6. Klasse in Obhausen besucht, heute schon fest: "Ich werde Steinmetz."