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Ungewöhnliches Familientreffen Ungewöhnliches Familientreffen: Die «Ottonen» zieht's in die Heimat

Von Dietmar Römer 05.06.2003, 14:30

Braunsbedra/MZ. - Eine gemütliche und zugleich recht aufgeweckte Frühstücksrunde stärkt sich in der Schortauer Pension Hurt unweit von Braunsbedra für den bevorstehenden Aufbruch. Nach Großkayna soll's gehen. In die Heimat.

Ungeachtet der schon spürbaren Hitze draußen ist zuerst ein Rundgang um den Südfeldsee angesagt. Dort wollen sie, obwohl nahe liegend, nicht in die kühlenden Fluten, sondern in die großenteils weg gebaggerte Geschichte eintauchen. Mit Phantasie, getragen von Erinnerungen. Wisst ihr noch . . . Dort lag Kleinkayna, und dort muss Vater gearbeitet haben.

Die sich da auf den nicht ganz leichten Weg machen, sind die fünf noch verbliebenen von einst zwölf Geschwistern der Familie Otto nebst ihren Partnern. Wohnhaft damals Naumburger Straße 47 in Großkayna. Heute sind die fünf "Ottonen" nicht mehr die Jüngsten. An Jahren. Helmut, Organisator des Treffens, bringt's auf 65 Jahre, die Brüder Theo, Hans und Heinz auf 73, 76 beziehungsweise 79 Jahre. Und Schwester Anna soll mit 82 die Älteste in der Runde sein. Soll. Man bekommt Zweifel bei den Altersangaben der aufgeweckten Truppe. Sie hat die Mutter dereinst mit in die Ehe gebracht. Der Vater, damals auch ein bekannter Musikant in Großkayna und Umgebung, steuerte sieben Geschwister bei, von denen allerdings keins mehr lebt. Auch den Vater verloren die Kinder in der Folge eines Unfalls früh. Bruder Hans sorgte dann mit dafür, dass die Familie über Wasser blieb.

Diese oft dankbaren Erinnerungen kommen bei solchen Treffen ebenso immer wieder hoch wie die vielen anderen Gemeinsamkeiten aus der Kindheit. Die werden sicher auch am Nachmittag eine Rolle spielen, wenn die letzten Ottonen in der Naumburger Straße 49 bei der alten Nachbarin Marga Murke Kaffee trinken. Auch der Blick hinein beim Nachbarn gegenüber, Dieter Herbold, gehört zum Programm. "Auch mit ihm wie vielen anderen hier haben wir immer Kontakt gehalten, auch zu DDR-Zeiten", sagt der Organisator. Was, neben dem Top-Zustand der fünf Geschwister, auch als Erklärung dafür dient, warum sie sich die langen Wege immerhin von Dortmund, Köln, Bielefeld und Alfeld ins Geiseltal noch antun. "Wir lieben unsere Heimat, auch wenn sich viel verändert hat, immer noch", bringt es Helmut, der Organisator, auf den Punkt. Und: "Wer weiß, wie lange wir uns außer bei Beerdigungen so noch treffen können?"