Unfall am Geiseltalsee Unfall am Geiseltalsee: Böses Ende des Hochzeitstages

KLOBIKAU/MZ - So hatte der Ausflug der beiden Hallenser zum Geiseltalsee eigentlich nicht enden sollen. „Es war schrecklich. Entweder hätte ich die mir entgegenkommenden Radfahrer gerammt und verletzt oder ich hätte versucht, die Kurve zu fahren - und das hätte ich auf keinen Fall geschafft“, erzählt Bettina Werneburg. Die Skaterin entscheidet sich deshalb, nach links in einen Maschendrahtzaun zu lenken, der allerdings dummerweise in Griffhöhe mit Stacheldraht durchwebt ist. Die Hallenserin stürzt, zieht sich einen mehrfachen und komplizierten Handbruch und Hämatome im Gesicht zu. Ihr Mann Martin kommt schon vor ihr zu Fall. Er stürzt und bremst quasi mit dem Po. Nicht nur die Hose ist völlig dahin, sondern die oberen und tieferen Hautschichten sind schwer verletzt. „An Sitzen war nicht zu denken.“
Der Grund für die Unfälle aus Sicht der beiden: Eine zu steile Strecke und höchst gefährliche Kurven, die nicht einsehbar sind und auf die nicht hingewiesen wird. Dabei sind die beiden als Skater keine Anfänger. „Wir fahren seit 13 Jahren sehr oft und regelmäßig. Den Fläming-Skate kennen wir ziemlich gut“, erzählt Bettina Werneburg. Solche Touren mit der Länge des Geiseltalsee-Rundwegs, der etwa 28 Kilometer lang ist, seien für sie allerdings eher etwas zum Aufwärmen. „Wir fahren sonst Strecken, die länger sind als 50 Kilometer“, erzählt Martin Werneburg.
Vor ihrem Ausflug zum Geiseltalsee an ihrem Hochzeitstag hatten sich die beiden Skater im Internet über die Strecke informiert. „Es wird ja auf verschiedenen Seiten für den Weg Werbung gemacht. Auch für das Skaten. Und es gab keine Warnung, dass es gefährlich werden könnte“, erinnert sich Bettina Werneburg, die nach ihrem Sturz operiert werden musste. Das Tückische an der Strecke sei das Nordufer. „Wenn man den See entgegen des Uhrzeigersinns umrunden will, wird es unterhalb des Weinbergs plötzlich unerwartet steil.“ Dort stehe zwar ein Schild „Vorsicht Steile Wegstrecke“, aber es gebe keinen angemessenen Hinweis darauf, dass eine scharfe Rechtskurve und kurz darauf eine Haarnadelkurve kämen, die man nicht einsehen kann. „Egal ob Radfahrer oder Skater - man wird an dieser Stelle ungewollt sehr schnell“, sagt Martin Werneburg. „Man muss sich vorstellen - hier fahren auch Eltern mit ihren Kindern lang. Das ist zu gefährlich.“
Bei ihren Recherchen im Netz stießen die Hallenser nach ihrem Unfall auf eine Seite von Skatern der DHfK Leipzig. „Dort warnten sie davor, den Weg entgegen des Uhrzeigersinns zu befahren, weil es eben an dieser Stelle unterhalb des Weinbergs schon mehrere schwere Unfälle und bereits einen Todesfall gegeben habe.“ Die MZ hat recherchiert und weder von Polizei noch vom Rettungsdienst eine Bestätigung bekommen, dass auf dem Rundweg tatsächlich jemand tödlich verunglückt ist. „Es hat allerdings im Jahr 2013 bereits zwölf Unfälle auf dem Rundweg und meist an dieser Stelle gegeben“, sagt Thomas Schöneburg vom DRK Merseburg-Querfurt, das die Rettungseinsätze am See fährt.
Auch Steffen Keller, Bauamtsleiter der Stadt Mücheln, kennt die Stelle. „Ich muss im Augenblick jeden Tag dort hinauf, weil dort oben die Kapelle gebaut wird.“ Am Weinberg „Goldener Steiger“ auf der Klobikauer Halde entsteht eine Begegnungsstätte am Sankt Jakobus-Pilgerweg. „Die eine Stelle auf dem Weg nach oben ist sehr gefährlich, da habe ich richtig Manschetten, und ich hupe immer, damit nichts passiert“, erzählt er der MZ.
Beim Rundweg um den Geiseltalsee handelt es sich in erster Linie um einen Wirtschaftsweg des Bergbausanierers LMBV. Dürfen Skater hier fahren? „An jeder Zuwegung ist ausgeschildert, wer den Weg nutzen darf“, sagt Uwe Eldau, Geschäftsführer der Geiseltaler Entwicklungs- und Touristikgesellschaft (GET) aus Braunsbedra, die auch den Geiseltal-Express betreibt. „Dazu gehören Radfahrer, Fußgänger und unsere Bahn.“ Seiner Meinung nach dürften Skater hier nicht fahren. „Obwohl sie geduldet werden.“ Für Bettina und Martin Werneburg steht jedenfalls fest: „Die Beschilderung des Weges muss verbessert und auf die Gefahren hingewiesen werden, damit nicht mehr Unfälle passieren.“
Die LMBV sieht sich nicht in der Pflicht: Solange Wege Eigentum des Bergbausanierers seien, geschehe die Nutzung auf eigene Gefahr. Darauf weise eine Vielzahl von Schildern hin. Jeder Sturz sei bedauerlich, aber eigenes Risiko. Der betreffende Wegabschnitt liegt zwar in der Gemarkung von Klobikau, zuständig ist aber laut der Stadt Bad Lauchstädt die LMBV.
