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Überfall von Burgliebenau Überfall von Burgliebenau: Täter beleidigen Polizisten im Internet

Von UNDINE FREYBERG 06.04.2014, 18:44
Der Prozess um einen brutalen nächtlichen Überfall in Burgliebenau wird derzeit neu aufgerollt.
Der Prozess um einen brutalen nächtlichen Überfall in Burgliebenau wird derzeit neu aufgerollt. Katja Lenz Lizenz

Burgliebenau/Halle (Saale)/MZ - Es war ein Detail, das von Richterin Ursula Mertens eher am Rande des Prozesses gegen die vier Schläger von Burgliebenau zur Sprache gebracht wurde. Doch eine Marginalie sieht anders aus. Menschen, die den Prozess beobachteten, waren entsetzt über das, was sie da hörten.

Nachdem die Staatsanwaltschaft Halle im Juli 2013 Anklage gegen die vier Schläger von Burgliebenau erhoben hatte - Prozessbeginn war im Dezember zunächst am Amtsgericht in Merseburg - veröffentlichte einer der Angeklagten ein Foto auf seinem Facebook-Profil. Es zeigte alle vier Beteiligten, die jeweils einen Buchstaben von „ACAB“ in der Hand hielten. Die Abkürzung bedeutet „All Cops Are Bastards“ - „Alle Polizisten sind Bastarde“. Eine Beleidigung und ein Zeichen, dass den vier Tätern offenbar immer noch nicht bewusst war, dass sie in jener Nacht im Oktober 2012 in Burgliebenau beinahe einen Menschen getötet hätten.

Bei einem brutalen nächtlichen Überfall nach einer Tanzveranstaltung in Lochau im Oktober 2012 traten und schlugen die vier Angeklagten teils mit einem Teleskopschlagstock auf Opfer Peter O. ein. Der 54-Jährige aus Burgliebenau erlitt schwerste Kopfverletzungen. Den Angeklagten droht eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags und Haftstrafen von bis zu zehn Jahren. (und)

Ein Ausdruck des Fotos war der Staatsanwaltschaft durch einen Bürger übergeben worden, woraufhin ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung gegen die vier Angeklagten eingeleitet worden war. Dieses Verfahren ist jedoch jetzt eingestellt worden. Dies ist möglich, wenn sich die Beleidigung nicht gegen eine spezielle Person richtet, oder wenn eine Verurteilung wegen einer schwereren Straftat zu erwarten ist.

Polizist sucht Zeugen

Vor Gericht sagte jetzt noch einmal der Polizeibeamte aus, der als erster die Ermittlungen im Fall des brutalen nächtlichen Überfalls aufgenommen hatte. Der Kriminalhauptmeister war gleich am Nachmittag nach dem Überfall zu Befragungen nach Lochau gefahren. Dort hatte es im Gasthof eine Auseinandersetzung gegeben, an deren Ende das spätere Opfer Peter O. mehrere junge Männer (darunter auch die Täter) aufgefordert hatte, die umgeworfenen und zerschlagenen Biergläser wegzuräumen. Der Polizist hatte im Gasthof nach Zeugen gesucht. Dort seien ihm auch mehrere Namen genannt worden, unter anderem der eines der Angeklagten. Da dieser nicht weit weg wohnte, stattete ihm der Polizist einen Besuch ab, um ihn als Zeugen zu befragen. „Er war sehr überrascht und wusste von nichts, als ich mit ihm sprach“, sagte der Beamte vor Gericht.

In der Folge habe es zwei anonyme Anrufe gegeben - einen beim Sohn des Opfers und einen im Polizeirevier Saalekreis. In beiden Fällen nannten die Anrufer Namen von möglicherweise am Überfall Beteiligten. Doch erst als sich einer der Täter gegenüber Dritten mit der Tat brüstete und dies der Polizei bekannt wurde, kamen die polizeilichen Ermittlungen voran. Nach mehreren Monaten gab es dann das erste Geständnis eines weiteren Beteiligten. „Da die vier gesagt hatten, dass sie an dem Abend zusammen waren, war irgendwann alles klar“, so der Ermittler, der gemeinsam mit einem Kollegen monatelang an dem Fall gearbeitet hatte. „Ich danke Ihnen und Ihrem Kollegen für Ihre beharrliche Ermittlungsarbeit, denn auf diese Arbeit sind wir als Staatsanwaltschaft angewiesen“, sagte Oberstaatsanwalt Andreas Schieweck. Ein Lob, das ganz schnell auch das Polizeirevier Saalekreis in Merseburg erreichte, denn Schkopaus Bürgermeister Andrej Haufe (CDU), der beim Prozess anwesend war, schickte postwendend eine SMS an den Revierleiter.