Theater in Lauchstädt Theater in Lauchstädt: Warum Sanierung der Zeltdecke ein schwieriges Unterfangen ist

Bad Lauchstädt - Die Berührung überrascht. Die riesige Zeltdecke des Lauchstädter Goethe-Theaters erweckt optisch den Eindruck eines leichten bedruckten Stoffes, tatsächlich ist sie jedoch hart und schwer wie eine Tapete. Aus der Nähe ist auch zu erkennen, dass an einigen Stellen die oberste Farbschicht abgeplatzt ist. Aus dem sechs Meter tiefer liegenden Zuschauerraum ist das normalerweise nicht mal zu erahnen. Doch seit Mittwoch füllt ein Baugerüst den kompletten Innenraum des historischen Gebäudes aus. Unter dem Dach bildet es ein riesige, leicht schwankende Fläche.
Sanierung der Theaterdecke von Restaurationsprofis betreut
An dem einen Rand verlegen die Gerüstbauer der Fachfirma aus Allstedt, die sich vor allem um Denkmalrestaurierungen etwa von Kirchen kümmern und daher an die Dimensionen des Theaters gewöhnt sind, mit lauten Hammerschlägen auf Metall die letzten Planken. Gegenüber, am Bühnenende des Saals, drücken und pulen Uta Matauschek und Dietrich Richter bereits an der 1907 eingebauten Zeltdecke herum.
Die Dresdenerin und der Potsdamer sind die zuständigen Restauratoren für die anstehende Sanierung der Theaterdecke. Ihr Metier ist die Gemälderestauration. Sie hätten durchaus Erfahrungen mit Werken in dieser Dimension, berichtet Matauschek, seien Mitglieder der Arbeitsgruppe für die Restaurierung der Deckengemälde in den Paraderäumen des Dresdener Schlosses.
Mehrere Schichten übereinander bemalt worden
Gleichwohl: „So eine freie Zeltdecke als Kuppel des Theaterraums ist einmalig“, berichtet die Restauratorin. In den meisten Häusern, in denen es so aussehe, als gebe es eine Zeltdecke, sei die auf die normale Decke aufgemalt. Das heißt jedoch auch, es gibt keine Musterlösung, wie so eine Sanierung ablaufen kann. Matauscheks und Richters Aufgabe ist nun, diese möglichst schnell zu erarbeiten, denn schon Anfang Dezember soll eine Firma mit den Arbeiten loslegen.
Die Aufgabenstellung ist nach der Auswertung der bereits im Laufe des Jahres erfolgten Voruntersuchungen klar. Im Zuge vorheriger großer und kleiner Überarbeitung des Innenraums ist der Jutestoff immer wieder übermalt worden, so dass nun mehrere Schichten übereinander liegen. Diese sollen jetzt zunächst abgetragen werden, damit das Gewicht für den Stoff nicht zu groß wird und die Gefahr von Rissen und Brüchen kleiner. Belassen werden soll einzig die Grundierung von 1907: „Die ist sehr mit dem Gewerbe verzahnt, ein Stabilisator. Deswegen wollen wir sie erhalten.“
Oberseite des Zeltdaches wurde von giftigen Stoffen gereinigt
Die Herausforderung bei der Sanierung sei, die Schichten großflächig abzutragen, ohne den „textilen Träger“ zu beschädigen, erörtert die Dresdenerin. Dabei gebe es noch ein paar Unwägbarkeiten, etwa in Form von Vorschäden wie Rissen oder ausgedünnten Stellen im Stoff.
Als vor zwei Jahren im Zuge der Dachsanierung die Oberseite des Zeltdaches von giftigen Stoffen gereinigt wurde, seien auch Risse entdeckt und teils schon ausgebessert worden, berichtet Matauschek.
Spätestens Ende April muss das Gerüst für Sanierung wieder verschwunden
Ihr Kollege Richter hat derweil mit Theaterchef René Schmidt und den Gerüstbauern besprochen, dass noch eine weitere Ebene eingezogen wird, damit sie und später auch die Arbeiter besser an den Scheitel der Zeltdecke kommen. Der liegt gut neun Meter über den Sitzbänken.
Spätestens Ende April muss das Gerüst wieder verschwunden sein, dann beginnen die Proben für die Händel-Festspiele – so Corona dies zulässt. Musiker, Schauspieler und später auch Besucher soll dann bereits ein neuer Anblick erwarten. Richter holt ein Tablet hervor und zeigt Skizzen. Heller soll die Decke werden und noch stärker den optischen Eindruck eines Doppelzeltes vermitteln.
Zeltdecke des Goethe-Theaters in Bad Lauchstädt nur ein Schwerpunkt
Dafür sollen statt der bisherigen Zierleisten in den Falzen Seile aufgemalt werden. Der untere Rand soll mit dunklem Blau und Rot abgesetzt werden, der eintretende Besucher so das Gefühl haben, dass er durch eine Lücke den Sonnenuntergang sieht, schildert Richter, der sich mit seiner Kollegin im kommenden Jahr auch um die Restauration der Völkel-Wandbilder neben der Bühne kümmern soll.
Ohnehin ist die Zeltdecke nur ein Schwerpunkt der kommenden Monate. Alles, was parallel möglich ist, sagt Schmidt, soll auch gemacht werden. Etwa der Anstrich von Wänden und Galerie. Dort, wo bis zum Frühjahr das Gerüst im Weg sei, sollen die Arbeiten dann nach den Händel-Festspielen nachgeholt werden. (mz)
