Pflegebedürftige im Saalekreis Teures Leben im Pflegeheim: Senioren müssen 400 Euro mehr im Monat zahlen
Die Eigenbeiträge der Bewohner in Pflegeheimen steigen. Das hat auch mit einem neuen Gesetz zu tun, durch das Mitarbeiter besser entlohnt werden sollen.

Merseburg/Braunsbedra/MZ - Das Leben im Pflegeheim wird teurer. Teilweise sind die Kosten in den vergangenen Wochen und Monaten auch im Saalekreis bereits angehoben worden. Hintergrund sind höhere Löhne, Lebenshaltungs- und Energiekosten. In den Senioreneinrichtungen des Unternehmes „Pflege im Geiseltal“ in Braunsbedra und Bad Dürrenberg etwa müssen die Bewohner inzwischen 400 Euro mehr im Monat bezahlen. Von rund 1.800 Euro sind die Pflegeheimkosten auf 2.200 Euro angestiegen.
„Das hängt vor allem mit den Personalkosten zusammen“, erklärt Geschäftsführerin Sabine Weidlich. Denn ab dem 1. September tritt das sogenannte Tariftreuegesetz in Kraft. Genauer: das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG). Dadurch müssen Einrichtungen ihre Mitarbeiter nach regionalüblichen Tarifen bezahlen. Die „Pflege im Geiseltal“ hat das bereits zum 1. Mai eingeführt. „Das bedeutet für uns eine Lohnsteigerung von 20 bis 25 Prozent“, führt Weidlich vor Augen. Für die Mitarbeiter eine gute Sache. Aber: „Das ist ein ganz großes systematisches Problem. Ich freue mich für unsere Mitarbeiter, die sollen ordentlich verdienen. Aber es trifft leider den Bewohner und das ist für viele eine große Belastung.“
Denn die Pflegekasse zahlt einen festen Sockelbetrag, der vom Pflegegrad abhängt und nur einen Teil der Pflegekosten abdeckt - alles, was darüber hinaus geht, müssen die Pflegebedürftigen selbst finanzieren. Darunter fallen auch etwa Kosten für Unterkunft und Verpflegung. „Der ehemalige Gesundheitsminister Spahn hatte einen Sockel-Spitzen-Tausch vorgeschlagen, so dass die Eigenanteile gedeckelt werden. Das hat er aber nicht umgesetzt bekommen, da hatten wir sehr drauf gehofft“, bedauert Weidlich. In Zukunft könne es sogar noch teurer werden, je nachdem wie sich die Energie- und Lebenshaltungskosten weiter entwickeln. Es sei bereits jetzt deutlich zu merken, dass mehr Heimbewohner Sozialhilfe beantragen müssen.
Seit dem 1. Januar gibt es zwar einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Damit sinkt der Eigenanteil für die reine Pflege im ersten Jahr um fünf Prozent, im zweiten um 25, im dritten um 45 und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. „Nach drei Jahren wären das bei uns über 700 Euro. Das ist natürlich schon eine Entlastung, aber da muss man auch erstmal hinkommen“, so Weidlich. Tatsächlich seien es nur wenige Bewohner, die über die drei Jahre kommen.
Auch in der Merseburger Einrichtung Curanum wird es teurer - ein „Mischmasch“ aus höheren Löhnen, aber auch allgemein gestiegenen Kosten für Lebensmittel oder Dingen wie etwa Toilettenpapier oder Inkontinenzmaterial. „Wir wollen natürlich die Qualität beibehalten, deshalb muss das auf die Bewohner umgelegt werden“, sagt Einrichtungsleiterin Andrea Lieschke. Um wie viel genau die Kosten steigen werden, stehe aber noch nicht fest. „Das ist noch nicht von den Pflegekassen bestätigt.“
Die Bewohner, die etwa derzeit noch 1.260 Euro zuzahlen, wurden trotzdem schon über der Erhöhung informiert. „Das muss man mindestens vier Wochen im Voraus tun.“ Die Einrichtung hat angekündigt, dass mit bis zu 1.000 Euro Mehrkosten gerechnet werden muss. „Ich hoffe aber, und davon gehe ich auch aus, dass es weniger sein wird. Bisher waren wir hier immer die Preiswertesten und das wollen wir auch bleiben.“ Von den 214 Bewohnern habe es nur einen Widerspruch zur Preiserhöhung gegeben. Viele bekämen ohnehin schon Sozialhilfe.