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Taxifahrer fehlen Taxifahrer fehlen: Freie Plätze vorn links

Von Robert Briest 01.06.2017, 08:00
Ohne Fahrer keine Fahrt
Ohne Fahrer keine Fahrt Peter Wölk

Merseburg - „Das Personal ist eines der größten Probleme“, sagt Bernd Ulrich. Der stellvertretende Geschäftsführer des Taxiunternehmens Ulrich in Merseburg übt mit der Aussage allerdings keine Kritik an seinen Mitarbeitern, sondern beklagt, dass er keine neuen findet: „Wir suchen händeringend Personal.“

Taxifahrer, Busfahrer, selbst Fahrer für den Schulverkehr - die keinen Personalbeförderungsschein brauchen, weshalb die Aufgabe meist von Vorruheständlern übernommen worden sei - sie alle seien Mangelware, wie Ulrich schildert: „Auf dem Arbeitsmarkt gibt es im Moment keine Chance, jemanden für den Schichtdienst zu finden.“ Seit zwei, drei Jahren deute sich das Problem an, seit Herbst habe es sich nun zugespitzt – mit Folgen: „Wir können nicht so viele Fahrzeuge besetzen, wie wir wollen“, sagt Ulrich. Für die Fahrgäste bedeute dies längere Wartezeiten. Manche Fahrten könnten gar nicht mehr gefahren werden.

Auch in Halle fehlen Taxifahrer

Das Merseburger Taxiunternehmen ist mit seinen Sorgen nicht allein. So schlug vergangene Woche auch die Taxigenossenschaft Halle, in der zahlreichen Unternehmen der Saalestadt organisiert sind, Alarm: Gerade nachts und am Wochenende würden die Fahrzeuge ungenutzt herumstehen, weil die Fahrer fehlten.

Neben dem Umstand, dass größere Teile der Fahrerschaft mittlerweile das Rentenalter erreichen oder schon erreicht haben, sieht die Genossenschaft vor allem die Ansiedlungen im Star Park oder am Flughafen Leipzig-Halle als Konkurrenz. Frühere Taxifahrer würden nun bei DHL ihre Brötchen verdienen, weil sie sich von dem Lohn dort mehr leisten könnten.

Taxifahrer ist ein Job, für den man wenig berufliche Bildung braucht

Bernd Ulrich teilt diese Meinung: „Taxifahrer ist ein Job, für den man wenig berufliche Bildung braucht.“ Durch den Facharbeitermangel in allen Bereichen sei es nun aber auch für solche Arbeitnehmer möglich, den Schritt nach oben zu machen und etwa als Facharbeiter mehr Geld zu verdienen. „Auch auf Hausmeisterstellen verlieren wir Leute.“

Die Arbeitsagentur bestätigt die Sorgen der Taxibranche: Die Bewerbersituation sei sehr überschaubar, gemeldete freie Stellen lange im Bestand, berichtet Sprecher Thomas Hicksch: „Trotz direkter Kundenansprache schon bei der Arbeitslosmeldung etc. ist es bisher nicht gelungen, entsprechende Bewerber in Größenordnung für diesen Beruf zu begeistern.“

Nicht alle Taxiunternehmen im Saalekreis sind vom Fahrermangel betroffen

Der Schichtdienst ist für Ulrich nicht der Hauptgrund für den Bewerbermangel, sondern das Geld. Wäre dann die Lösung nicht, einfach mehr zu zahlen? Der stellvertretende Geschäftsführer verneint. „Ein höhere Bezahlung würde nur kurzfristig helfen, insgesamt aber die Kette nur nach oben verschieben. Wenn der Taxifahrer mehr verdient, wollen die Facharbeiter auch mehr.“ Ohnehin habe die Einführung des Mindestlohns erst zur jetzigen Situation geführt, argumentiert Ulrich.

Doch nicht alle Taxiunternehmen im Saalekreis sind vom Fahrermangel betroffen. „Wir haben alle Stellen besetzt“, sagt René Elix, dem das gleichnamige Unternehmen in Querfurt und Merseburger Funktaxen gehören. Er habe auch keine Probleme, Stellen nachzubesetzen. „Es ist hier ein anderes Umfeld als in Halle“, spielt er auf die deutlich geringe Zahl von Wirtschaftsansiedlungen vor allem im westlichen Kreis an. (mz)