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Tattoo-Liebhaber im Saalekreis Tattoo-Liebhaber im Saalekreis: Die Sucht nach Stichen

Von Tilo Krippendorf 03.08.2014, 20:59
Melissa Hoffman trägt Motive, die ihren Familiensinn symbolisieren.
Melissa Hoffman trägt Motive, die ihren Familiensinn symbolisieren. Wölk Lizenz

Leuna - Im Sommer sieht man sie besonders häufig: Tätowierungen. Nicht nur Sportler und Musiker zeigen vor einem breitem Publikum ihre waschechten Körperbemalungen, auch im Freibad sind hunderte Bilder und Schriftzüge auf verschiedenen Körperteilen zu sehen. Die MZ hat sich im Leunaer Waldbad umgehört, warum Tattoos so beliebt sind.

Tätowierungen sind schon seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen rund um die Erde bekannt. Beispielsweise wurden auf der berühmten Gletscher-Mumie „Ötzi“ über 50 Einzeltätowierungen gefunden. Heute wird die Tinte mit Tätowiermaschinen in die zweite Hautschicht eingetragen. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung sind rund acht Millionen Deutsche tätowiert. 

Melissa Hoffman aus Halle bezeichnet sich selbst als „absoluten Familienmensch“. Das zeigt sich auch auf ihrer Haut. Auf der Innenseite der Oberarme sind das Geburtsdatum ihrer Tochter Alina und ihre kleinen Baby-Fußabdrücke eingestochen. Auf der linken Schulter prangt das Porträt ihres Kindes. Ein chinesisches Schriftzeichen trägt sie ebenfalls am Körper - eine Jugendsünde, wie sie verrät. „Seit drei Wochen habe ich jetzt den Spruch ’My family my love my life’ über der Brust, der meine Familienverbundenheit ausdrücken soll“, erklärt Hoffmann. Die Entscheidung für ein Motiv falle ihr nicht leicht. Weitere Tattoos sollen noch dazukommen.

Sucht nach Tattoos

Von einer Jugendsünde kann auch der Weißenfelser Christoph Beyer erzählen, es war ebenfalls ein chinesisches Schriftzeichen. Überdeckt ist es nun vom Helm eines Wikingers auf dem rechten Oberarm. „Ich interessiere mich für nordische Mythologie, deshalb die neuen Motive“, erklärt Beyer. Nach und nach kamen neue Bilder hinzu: ein Wikinger-Schiff, der Hammer des Gottes Thor und andere Runen. „Es werden mit Sicherheit noch mehr“, sagt Beyer. Auf einer Wade ist schon der erste Teil eines Totenkopfes zu sehen.

„Man wird süchtig nach den Tattoos“, sagt die Leunaerin Bärbel Drygalla, „denn das Tätowieren selbst ist ja auch ein Kick.“ Drygalla hat auf der Schulter ein buntes Bild einer Calla-Blume - Symbol für Treue - und eines Schmetterlings. Auf dem Unterarm stehen zudem die Namen ihrer beiden Kinder. Und auch sie hat eine Jugendsünde auf dem Körper: eine kleine Rose.

Der Körper wird zum Tagebuch

Der 32-jährige Marcus Bobbe aus Halle befasst sich schon seit 18 Jahren mit Tätowierungen. „Ich habe viel über die Ursprünge gelesen und mache mir lange Gedanken, bevor ein neues Motiv dazu kommt.“ So kommt seine Leidenschaft für den Fußball in „Chemie Halle“ - Schriftzügen auf den Waden zum Ausdruck. Umrahmt werden sie von stilisierten Flammen und einem Drachen.

Auf der Brust ist eine gekrönte Billardkugel mit Würfeln, Spielkarten und Totenköpfen zu sehen. Auch auf beiden Oberarmen sind mehrere schwarze Motive. „Jedes Tattoo steht für einen bestimmten Lebensabschnitt, an den ich mich erinnern will. Wenn schließlich der ganze Körper voll ist, ist er mein persönliches Tagebuch“, sagt Bobbe. (mz)

Stramme Waden: Fussballfan Marcus Bobbe steht offen für seinen Verein.
Stramme Waden: Fussballfan Marcus Bobbe steht offen für seinen Verein.
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