Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Blättern in Akten und Folianten erlaubt
Merseburg/MZ. - Im Lesesaal des Landeshauptarchivs in der König-Heinrich-Straße in Merseburg in alten Unterlagen blättern kann jeder, der ein berechtigtes Interesse hat. Doch ein Blick hinter die Kulissen, in Magazine voller Regalreihen mit Dokumenten oder in die kleine Werkstatt von Eva-Maria Schulz ist nur zu besonderen Gelegenheiten möglich. Am Sonnabend öffnete das Archiv von zehn bis 16 Uhr seine Türen und bot stündlich Führungen an. Das nutzten zahlreiche Besucher, von der guten Resonanz zeigten sich Chef Gerald Heise und sein Team angenehm überrascht.Bis 1993 befand sich in dem Gebäude eine Abteilung des Zentralen Staatarchives der DDR, in der die ausgelagerten Dokumente des Preußischen Geheimen Staatsarchives aufbewahrt wurden. Sie gingen zurück nach Berlin, und heute
lagern hier die Akten des Landeshauptarchives. "Dazu gehören die Bestände des ehemaligen preußischen Regierungsbezirkes Merseburg ab 1815 sowie Unterlagen aus der Wirtschaft und der Justiz", erklärt Archivarin Angelika Sell bei der Führung. Auch Gerichtsakten seien darunter, ergänzt sie auf eine Nachfrage und könnten in der Regel zum Studium vor Ort ausgeliehen werden.
Neben historischen Unterlagen besitzt das Archiv ganze Stapel von Akten aus ehemaligen Betrieben und Einrichtungen der DDR. Zum Beispiel von volkseigenen Betrieben und Kombinaten wie Leuna, Buna und dem BKK Geiseltal, aber auch der SED-Bezirksleitung Halle und dem Rat des Bezirkes. Dokumente, die von Besuchern während der Benutzungszeiten durchgesehen werden können.
Ob mit oder ohne Entgelt, entscheidet der Grund: Für Studien- oder Forschungs- oder überhaupt gemeinnützige Zwecke ist es kostenfrei, für private Anliegen wie die Familienchronik nicht. Akten mit persönlichen Daten, wie Gehaltslisten oder Krankenblätter, werden allerdings nicht hier im Archiv aufbewahrt, verneint Frau Sell eine Frage aus der Gruppe.
14 000 laufende Meter Akten lagern in Merseburg. Was einmal hier ist, bleibt für alle Zeiten da, bekräftigt die Archivarin. "Es wird nichts ausgesondert oder weg geworfen." Hat der Zahn der Zeit manchmal zu kräftig genagt, wandern die Unterlagen zu Eva-Maria Schulz in die Werkstatt, bei gravierenden Schäden zu den Restaurateuren nach Dessau. Mit Japanseide oder Japanpapier erfolgen die sorgsamen Reparaturen, erzählt und zeigt Frau Schulz.