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Suchtberatung Schkopau Suchtberatung Schkopau: Blauer Brief ist schon abgeschickt

Von Elke Jäger 25.06.2002, 13:25

Schkopau/Merseburg/MZ. - Dabei sei das Haus stärker gefragt denn je. "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir über ein Viertel mehr an Patienten", resümiert Böhme. Bis Ende Mai kamen 240 zur Entgiftung und 90 in die Tagesklinik. Das zeige den wachsenden Bedarf an Therapieplätzen.

Die meisten sind alkoholkrank, ein Problem, dass eher zunimmt, weiß die Psychologin. Schnelle Heilungen sollte keiner erwarten, meist

erstreckt sich die Behandlung über Wochen und Monate. Der psychische Entzug dauert seine Zeit. Auch wer schon länger "trocken" ist, kommt regelmäßig zur Therapie. In Schkopau, so das Konzept, setzt man auf die Verbindung zwischen medizinischer und Psychotherapie, beginnend mit der Entgiftung über die Tagesklinik bis zur Fachambulanz. Die Patienten kommen aus dem südlichen Sachsen-Anhalt, von Halle bis Naumburg und Zeitz. Viele nutzen die günstige Anbindung an die Linie 5 der Straßenbahn.

Erfolgreich, findet Christel Böhme, arbeitet auch die Sucht-Beratungsstelle, Angebote zu Vorträgen - für Schulen, Firmen, Bildungseinrichtungen - würden gut angenommen. Bewährt habe sich, dass Suchtkranke selbst über die Krankheit und ihren schweren Weg heraus berichteten.

Dies alles sieht die Chefin des engagierten Teams in Gefahr, wenn der Landkreis den Vertrag quittiert. Berechtigte Sorgen? Die MZ sprach darüber mit Landrat Tilo Heuer (SPD) und Lothar Peruth, Verwaltungschef des Carl-von-Basedow-Klinikums.

"Der Vertrag mit Kontext ist zum Jahresende gekündigt", gibt der Landrat unumwunden zu. Das umfasse die Sucht-Beratungsstelle, die ambulante Betreuung, die Entgiftung mit zehn und die Tagesklinik mit 15 Betten. Behandlung und Betreuung seien aber weiterhin gesichert. Die Kündigung habe nichts mit der inhaltlichen Arbeit zu tun, da sei der Kreis "immer zufrieden" gewesen, betont Heuer.

Doch in dem Objekt in Schkopau seien bei den jährlichen Begehungen der Landespsychiatriekommission mehrfach Mängel bei den baulichen Voraussetzungen moniert worden. Und laut Landesplanungsausschuss, der den Bedarf an stationären Betten festschreibt, soll die Entgiftung Teil der Psychiatrie sein. Da werde sie auch künftig angesiedelt, ergänzt Peruth. In der neuen Klinik in Querfurt sei eine qualifizierte Entgiftung gewährleistet, die Zahl der Betten bleibe gleich. Bisher war es ein separater Bereich in der Klinik für Innere Medizin in Merseburg.

Die Beratungsstelle, die Fachambulanz und die Tagesklinik sollen ins Merseburger Klinikum umsiedeln, für einen separaten Zugang solle gesorgt werden, so Peruth. Wobei noch nicht entschieden sei, wer dann als Träger fungiere - zumindest für die Beratungsstelle erfolge eine Ausschreibung. Da könne sich auch Kontext wieder bewerben. Es breche nichts weg, sondern werde nur an anderem Ort fortgeführt.