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Sturm hat im Saalekreis gewütet Sturm hat im Saalekreis gewütet: Straßenbahnen fahren immer noch nicht

19.01.2018, 08:11

Merseburg - Im Saalekreis haben am Freitag nach dem Durchzug des Orkans „Friederike" die Aufräumarbeiten begonnen. Unter anderem waren die Einsatzkräfte damit beschäftigt, die Landesstraße 172 bei Ziegelroda zu beräumen.

Die Straße war durch umgestürzte Bäume und Äste blockiert. In Zöschen musste die Feuerwehr einen Schulweg sichern, dort drohte ein Baum umzustürzen. Auch im Merseburger Stadtpark war die Feuerwehr Stunden nach dem Sturm noch im Einsatz.

Mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde war "Friederike" seit Donnerstagnachmittag über den Saalekreis hinweggefegt und richtete große Schäden an. Vier Menschen wurden durch herabfallende Äste und Gegenstände zudem leicht verletzt.

Erhebliche Schäden im Ziegelrodaer Forst

Das Sturmtief „Friederike“ hat auch im Wald erhebliche Schäden angerichtet.  Holger Koth, Leiter des Forstbetriebes Süd, zu dem der Ziegelrodaer Forst gehört, sprach am Freitagvormittag davon, dass sie nach dem ersten Eindruck wohl mindestens das Ausmaß von „Kyrill“ im Jahr 2007  erreichen.

Einen etwas genaueren Überblick  erhoffe man sich bis Mitte nächster Woche, sagte er. Hauptsächlich seien Nadelbäume betroffen. Problem sei der durch Nässe und fehlenden Frost aufgeweichte Boden gewesen.

Mitarbeiter seien inzwischen dabei, die wichtigsten Waldwege freizuschneiden. Offiziell gesperrt sei der Wald zwar nicht, „es sollte aber jeder so vernünftig sein und ihn meiden“, warnte Koth.

Auch ohne weiteren Sturm bestehe in den nächsten ein bis zwei Wochen noch das Risiko umfallender Bäume. Insbesondere sollte man sich von Forstarbeiten fernhalten, bat Koth.

Gebäude wurden im Saalekreis beschädigt

In Bad Dürrenberg wurde das Rathaus abgedeckt. Auch in Mücheln riss der Sturm das Dach einer Autowerkstatt herunter. Auch im Chemiepark Leuna wüteten die Böen und brachte einen Teil der Werksmauer zum Einsturz.

Allein zwischen 14 und 18 Uhr verzeichnete die Rettungsleitstelle 243 Einsätze. Hinzu kommt noch eine unbekannte Zahl von Einsätzen aus den Kommunen heraus, wo sich eigene Einsatzzentralen formierten und ihre Wehren koordinierten. Zwischenzeitlich waren alle Feuerwehren im Kreis im Einsatz.

„Die Einsatzkräfte haben wieder bewiesen, wie wichtig sie für die Menschen im Saalekreis sind, wenn Hilfe benötigt wird", sagte der stellvertretende Landrat, Hartmut Handschak, in einem ersten Statement. „Gott sei Dank ist kein Menschenleben zu beklagen.“

Unklar war zunächst, wie hoch die entstandenen Schäden sind und wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden.

Nach dem Orkan „Friederike" ist der Straßenbahnverkehr zwischen Merseburg und Bad Dürrenberg noch immer beeinträchtigt. Wie eine Sprecherin der Havag am Freitag sagte, ende die Linie 5 auf noch nicht absehbare Zeit vorerst am Merseburger Stadtstadion. Grund ist ein Baum, der von einem Privatgelände auf die Gleise gestürzt ist. 

Vom Stadtstadion bringe ein Bus die Fahrgäste zum Stadtzentrum, wo es dann mit der Straßenbahn weiter in Richtung Süden geht. Kurios: Auch der Straßenbahnfahrer steigt laut Angaben am Stadtstadion in den Bus, um dann im Zentrum wieder die Bahn steuern zu können. „Das hatten wir so auch noch nicht", kommentierte die Sprecherin die Situation.

Naumburger Dom beschädigt

Der Orkan „Friederike“ hat auch historische Kulturstätten im südlichen Sachsen-Anhalt schwer getroffen. Wie die Vereinigten Domstifter am Freitag mitteilten, hätten die Böen massive Schäden am Süd-West-Turm des Naumburger Doms angerichtet.

Die hohen Türme boten eine ideale Angriffsfläche für den Orkan,  durch die gewaltige Kraft haben sich mehrere Kupferplatten gelöst. „Der Orkan hat uns ganz schön zugesetzt“, sagte Dechant Curt Becker. Derzeit sei man noch damit beschäftigt, alle Schäden an den Stiftungsorten aufzunehmen.

Auch ein Baum im Domgarten in Naumburg sei umgestürzt. Dabei wurde das Gebäude der „KinderDomBauhütte“ nur leicht gestreift. Anders endete es hingegen in Merseburg: Im Kreuzhof des Doms fiel ein alter Nussbaum dem Sturm zum Opfer.

Wie die Domstifter mitteilte, wurde zudem ein Bleiglasfenster im südlichen Querhaus durch den Sturm herausgedrückt. Zum Teil fiel es ins Innere des Doms und zerbrach. Eine Schadenssumme war zunächst nicht bekannt. (mz)