Dunkle NS-Vergangenheit Streit um Günther-Adolphi-Straße in Merseburg: Gutachten liegt vor - Hat Adolphi als Namensgeber ausgedient?

Merseburg - In rund zwei Wochen will die Hochschule Merseburg entscheiden, ob die nach dem Wissenschaftler Günther Adolphi benannte Straße am Campus umbenannt werden soll. „Der Hochschule liegt endlich ein Expertengutachten zur Rolle Adolphis während der NS-Zeit vor“, sagte am Freitag der Rektor der Hochschule, Jörg Kirbs, auf MZ-Anfrage. „Der Senat wird die Erkenntnisse beraten und dann der Stadt eine entsprechende Empfehlung geben.“
Streit um Günther-Adolphi-Straße in Merseburg schwelt seit mehreren Jahren
Damit steht ein Schlussstrich in dem seit 2014 schwelenden Widmungsstreit kurz bevor. Damals war durch einen Zufallsfund bekannt geworden, dass der Ehrenprofessor der Hochschule in der Nazizeit in Auschwitz-Monowitz tätig war. Dort hatte der Wissenschaftler ab 1943 für die IG Farben gearbeitet und beim Aufbau einer Produktionsanlage möglicherweise Kenntnis über die Situation der dortigen Zwangsarbeiter erhalten.
Daraufhin gerieten Hochschule und Stadt in die Kritik. Der Grund: Im Zuge des Namensvorschlag wurde die Rolle Adolphis während der Nazidiktatur nicht weiter beleuchtet. Im Nachgang kam eine Studentengruppe im Rahmen eines Seminars zu dem Schluss, die Straße lieber zu entwidmen.
Am Ende entschied die Hochschulleitung, ein Gutachten erstellen zu lassen. Als Autor konnte die Hochschule dafür den renommierten NS-Experten Stefan Hördler gewinnen. Der Leiter der Gedenkstätte Mittelbau-Dora hatte auch im Prozess gegen den ehemaligen SS-Mann Oskar Gröning im Jahr 2015 den Auftrag für ein Gutachten erhalten. (mz)