Streit um Barnstädter Bürgersteig Streit um Barnstädter Bürgersteig: Ein teurer Fußweg ohne Nutzen?

BARNSTÄDT/MZ - Joachim Thiele ist verärgert. Vor dem Grundstück des 77-jährigen Barnstädters soll der Fußweg neu gebaut werden. In der Sackgasse „Baumanger“ , wo Thiele wohnt, ist auch die Kita des Ortes. Besonders am Morgen und nachmittags kommen hier viele Eltern mit ihren Autos angefahren, um ihre Kinder abzuliefern oder abzuholen. Dann wird in der kleinen Straße, die noch vor einigen Jahren unbefestigt war, auf engstem Raum gewendet und geparkt. Pläne, hier Abhilfe zu schaffen, gibt es bereits seit längerem. Bereits vor zwei Jahren sollte die Straße für 60 000 Euro neu gestaltet werden, inklusive eines sogenannten Wendehammers am Ende der Sackgasse. Doch gab es dafür keine Fördermittel.
Nun hat der Ortschaftsrat beschlossen auf eigene Faust zu handeln. Für 26 000 Euro sollen nun ein neuer Fußweg und vier neue Parkplätze bei der Kita gebaut werden. Einen Wendehammer gibt es allerdings nicht.
„Ich verstehe nicht, warum hier der Fußweg gemacht werden muss. Die jetzigen Schlacke-Platten liegen seit Jahrzehnten hier und sind noch völlig in Ordnung“, sagt Thiele. Barnstädts Ortsbürgermeister Otto Weber sieht das anders: „Es besteht Handlungsbedarf“, sagt er. Der Hauptgrund für die Verärgerung Thieles und anderer Anwohner ist der Straßenausbaubeitrag. 1,53 Euro sollen sie pro Quadratmeter Grundstücksfläche für einen Fußweg zahlen, den ihrer Meinung nach in der eigentlich ruhigen Straße niemand braucht.
Andrei Fischer ist beispielsweise vor wenigen Wochen wieder nach Barnstädt gezogen. Seine Eltern besitzen ein Gartengrundstück an der Sackgasse. Zahlen müssten auch sie. Fischer ist Politik-Student und sitzt gerade an seinem Examen und kann das Vorgehen des Ortschaftsrates nicht verstehen. „Das ist Geldschneiderei. So wie geplant wurde, wird das eine ewige Baustelle“, meint er. Seiner und auch Thieles Ansicht nach sind die Regenwasserleitungen unter der Straße viel zu klein, Niederschlag würde sich am Fuße der Straße sammeln, im Winter gefrieren und den Asphalt sprengen. „Schon jetzt läuft bei mir bei Regen das Wasser über den Hof, weil es von der Straße her reindrückt“, sagt Thiele. Ein neuer Fußweg samt Bordkante würde das Problem nur verstärken, sagen die Anwohner. „Es würde reichen, wenn der obere Teil in Richtung B 180 ausgebessert würde, dort ist der Weg wirklich kaputt“, so Fischer, die Planung sei unverhältnismäßig.
Eines irritiert die Anwohner des Baumangers ebenfalls: Den Zuschlag für das 26 000-Euro-Bauprojekt erhielt die Firma Bauunternehmung Schmidt GmbH. Das ist die Firma des stellvertretenden Ortsbürgermeisters Ulrich Schmidt. Dem damit einhergehenden Verdacht des Filzes in Barnstädt tritt Roswitha Meyer (parteilos) entgegen. Sie ist Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Weida-Land, zu der Barnstädt gehört. „Wir haben natürlich Gemeinderäte, die auch Unternehmer sind. Die Ortsansässigen zu beteiligen, ist legitim“, so Meyer.
Allerdings sei in der Gemeindeordnung ebenfalls festgeschrieben, dass an Ausschreibungen Beteiligte unter Mitwirkungsverbot stehen. „Die Unternehmer sind da bei der Vergabe vollkommen außen vor und müssen natürlich den Sitzungssaal verlassen“, so Roswitha Meyer. In den kommenden Wochen soll der Fußweg gebaut werden. Für die vier betroffenen Anwohner wird es teuer.