Stammzellenspender Stammzellenspender: Mit Brief aus Dessau wurde es ernst
Schafstädt/MZ. - So wie er seinerzeit - wie viele andere seiner Arbeitskollegen bei der Landesversicherungsanstalt in Halle auch - eine Blutentnahme mit anschließender Typisierung über sich ergehen ließ. Die Schwester einer Arbeitskollegin war an Leukämie erkrankt, das war der Auslöser für den einstigen Rettungshubschrauberpiloten und DRK-Helfer. "Damals habe ich viel Leid unmittelbar gesehen und mitbekommen, wie lebensrettend eine Blutspende sein kann. Doch die Typisierung und Erfassung als potenzieller Knochenmarkspender, das war schon ein Schritt mehr. Hier geht es letztlich darum, im Ernstfalle Stammzellen zu spenden, die einem Menschen das Leben retten können. Und Lebensretter, die kann's eigentlich nie genug geben", meint der Schafstädter.
Eigentlich war die ganze Angelegenheit schon reichlich verblasst, als er im November überraschend einen Brief aus Dessau bekam. Da wusste er, jetzt kann es ernst werden. Es wurde. Nachtypisierung, erneute Gespräche, Aufklärung über möglichen Risiken, verbindliche Bereitschaftserklärung seinerseits - dann erst erfolgte eine Spenderfreigabe. "Das hieß, die genetische Übereinstimmung meiner Gewebemerkmale mit denen eines Leukämiekranken betrug fast 100 Prozent. Das gibt's mitunter nicht mal bei Geschwistern. Da wusste ich, die in Frage kommende todkranke Person hat eine gute Chance, es zu schaffen", so Wendling.
Der bis heute nicht weiß, ob es sich um ein Kind, einen Mann oder eine Frau handelt. Das bleibt ein Jahr lang ein Geheimnis. Auch für den Empfänger der lebensrettenden Zellen, der nicht weiß, wer für ihn gespendet hat. Wurde früher Knochenmark unter Vollnarkose während einer größeren komplizierten Operation aus dem Beckenbereich und dem Brustbein entnommen, so gibt es heute ein neues Verfahren.
"Wie bei einem Dialysepatienten wird der Blutkreislauf komplett an eine Maschine angeschlossen. Innerhalb von fünf Stunden läuft das Blut - ich hatte 6,8 Liter - viermal durch dieses Gerät, das nach dem Zentrifugalprinzip arbeitet. Aufgrund ihres spezifischen Gewichts können die Stammzellen an einer bestimmten Stelle abgesaugt werden. Das restliche Blut wird wieder dem Körper zugeführt", erinnert sich der Schafstädter minutiös an diese Prozedur. Angst? Nein, die hat er nicht gehabt. Auch keine Schmerzen. Bis auf die beiden Einstiche in den Armen, die nicht anders waren als beim Blutziehen. Damit die erforderliche Menge Stammzellen zusammenkommt, wurde vier Tage lang durch spezielle Spritzen deren Bildung angeregt.
Und ebenso der Vorgang, dass die Stammzellen, die sich im Knochenmark befinden, im Blut zirkulieren und dann nur noch abgesaugt werden müssen. So haben es ihm die Ärzte erklärt. Und auch das, dass ihm 275 Milliliter Stammzellen entnommen wurden. Von denen 100 Milliliter dem Empfänger zugeführt worden sind, nachdem dieser eine Chemotherapie über sich ergehen lassen musste, damit die kranken Zellen abgetötet werden. "Meine müssen nun bei ihm anwachsen, damit die gesunden Blutkörperchen entstehen können. Ob das erfolgreich war, das erfahre ich frühestens im September", hofft Wendling.
Und im nächsten März, möchte er den Menschen gern kennen lernen, dem er seine Blutgruppe, sein ganzes Immunsystem "übergeben" hat. Das ist aber nur möglich, weiß er, "wenn auch der Andere damit einverstanden ist und es will."