Stadtzentrum Schraplau Stadtzentrum Schraplau: Brunnen am Markt hat jetzt ein Dach
Schraplau/MZ. - Auf dem Schraplauer Marktplatz steht seit einiger Zeit wieder ein Brunnen. Der ist zwar nur noch eine Art Attrappe, aber dort, wo er steht, gab es tatsächlich einmal einen (16 sind in ganz Schraplau erfasst). "Als im Mittelalter die Städte gegründet wurden, entstand am Marktplatz neben dem Rathaus und anderen wichtigen Bauten auch immer ein Brunnen. Auch hier in Schraplau stand ein solcher, der im Laufe der Jahre und im Zuge des Wasserleitungsbaus verschüttet wurde", berichtet Bürgermeister Roland Richter, der das gerade auch seinen Schülern im Geschichtsunterricht vermittelt. "Unserer hieß Kakbrunnen. Ich weiß nicht genau, wie sich das schreibt, glaube, das kommt irgendwie aus dem Mittelhochdeutschen und heißt so etwas wie Pranger", hakt Jürgen Westphal ein.
Roland Richter war es, der die Idee mit dem Brunnendach hatte. Eigentlich sei der Brunnenkörper, der im Zuge der Altstadtsanierung aufgemauert wurde, nur ein Klotz auf dem Platz gewesen. "So richtig gefiel mir und auch anderen Schraplauern das nicht. Und es ist bekannt, dass man in der Geschichte den Brunnen auch irgendwann Dächer verpasste, um das Wasser vor Verunreinigung zu schützen", erzählt er, der sich am Sonnabendfrüh mit dem 82-jährigen Zimmermann Kurt Lauche, dem Dachdecker Hans Busch und dem Stadtratsmitglied Jürgen Westphal daran machte, dem Brunnen auf dem Markt ein Dach zu geben. "Der Bürgermeister hat mich gefragt, ob ich das machen könnte", erzählt Kurt Lauche. Natürlich habe er nicht nein sagen können. Dachdecker Busch, dessen Ehefrau im Stadtrat sitzt, brauchte auch nicht lange gebeten zu werden.
"Die Balken stammen aus dem Abriss. Kurt hat sie bearbeitet und gemeinsam mit Hans das Dachgerüst entworfen und gebaut. Die Sache kostet uns nichts. Und das ist es, was mich so freut. Es gibt eben doch noch Schraplauer, die ein Herz für die Stadt haben, die anerkennen, dass sich hier in den letzten Jahren viel getan hat und deshalb auch mal zupacken, ohne gleich nach der Bezahlung zu fragen", erklärt der Bürgermeister. Immerhin konnten dem Stadtsäckel durch diese Aktion rund 9 000 Mark erspart bleiben, schätzt Richter ein.
Während Richter und Busch Bohrmaschine und Winkelschleifer einsetzen, erzählt der Zimmermann Lauche am Rande des Marktplatzes, dass er seit 1951 Bienen hält. "Fünf Völker habe ich heute noch. Ich glaube das hält mich so frisch. Wenn mich der Arzt spritzt, bildet sich am Einstich eine Blase, das Zeug kommt wieder raus. Ich habe eben zu viel Gift im Körper von den Bienen", erzählt er schmunzelnd und blickt dann wieder den jungen Männern über die Schulter, die an diesem Nebelsonnabend die Stadt Schraplau wieder ein Stück attraktiver machten.