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Sprödem Stahl Leben eingehaucht

Von HANS-ERDMANN GRINGER 07.07.2009, 14:37

MERSEBURG/MZ. - Im Schlossgartensalon zum Schlossfest eröffnet, präsentieren sich dort noch bis zum 19. Juli insgesamt 14 Künstler aus der Region mit ihren Werken.

Neben Fotografien sind malerische Werke, Objekte, Installationen und keramische Arbeiten zu sehen, die ganze Bandbreite künstlerischen Schaffens also. Verschiedene Handschriften, Techniken und Materialien zeigen sich dabei auch als Widerspiegelung unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen. Abstrakte Arbeiten sind neben realistischen zu sehen. Die Präsentation mit 63 ausgewählten Beispielen erweist sich damit auch als eine aktuelle Bestandsaufnahme und gibt einen Überblick über das derzeitige Leistungsvermögen der hiesigen Kunstszene.

Und die Bilanz für den Betrachter fällt nicht schlecht, aber durchwachsen aus. Überraschungen sind kaum dabei, da die meisten Künstler schon andernorts Werke vorstellten, aber Achtbares auf jeden Fall.

Ein sicheres "Pfund" sind die Werke des Spergauer Metallkünstlers Bernd Eichardt. Wie er dem spröden Stahl in seinen phantasievollen Skulpturen Leichtigkeit und Leben einhaucht, nötigt Respekt ab und fasziniert. Der "Merseburger Rabe" ist natürlich dabei, dessen Schnabel von einer Zange und die Flügel von Gabeln stammen (beim ausgestellten "Hahn" übrigens aus polierten Beilen). Humorvoll kommt auch sein "Berntifant" aus kugelrundem Guss-Flansch daher. Das ist sehenswert, seine Installationen wie "Wächter" mit Hupen und Dynamo scheinen etwas zu bemüht.

Irene Buchanan aus Merseburg ist auch keine Unbekannte. Sie zeigt zwei Bildserien "Variationen in Braun" und "Tropfenbildung", bei denen der Fluss der Zeit, dem wir nicht entrinnen können, offenbar gedanklich Pate stand. Eike Emsel bietet neben Ölbildern mit Naturmotiven auch ein erotisches Aquarell "Chakalaka", eine fliegende (fallende?) Nackte im wahrsten Wortsinn himmelhoch jauchzend: So schön können Gefühle sein. Michael Behnke beweist Sinn fürs Detail. Seine beiden Fotos "Wasserhahn" und "Außenrelief" mit beeindruckenden Gorgonenköpfen, offenbar Urlaubseindrücke, zeigen, wie Alltagskultur andernorts aussehen kann.

Kai Viehweger aus Günthersdorf hat in seinen Acryl-Arbeiten den Menschen mit seinen Emotionen im Blick. Ob "Der Schrei", "Ballarina" und "Trauer": unbeeindruckt geht man daran nicht vorbei. Am stärksten wohl ist "Last Call": Mann und Frau einander entfremdet und nicht mehr fähig zum direkten Dialog, das Telefon muss Mittler spielen. Der Merseburger Peter Loose zeigt wie gewohnt gekonnt sein Faible für die Region in erdigen Tönen ("Herbstlicht") aber auch Sizilien-Eindrücke. Ernst Prochnow aus Horburg, der seit langem schon Malen zum Hobby erkoren hat, lässt teilhaben an seinen Natur-Eindrücken: Einfach herrlich die "Iris" und die "Sommerhyazinthen" oder der stille Blick in die Aue. Seine bildnerische Kritik an der Finanzkrise ("Keiner kommt davon") oder die Reaktion auf die Krise in Nahost ("Die heilige Familie 2008") scheinen weniger überzeugend.

Sehr gefallen können auch Susann Höritzsch, etwa mit ihrem Ölbild "Fossilien im Dreieck", welche die ungelösten Geheimnisse einer untergegangenen Welt andeuten, und Sascha Rosicks mit Fotos voller Tristesse aus dem verlassenen Schlachthofgebäude in Stöbnitz. Da werden Rohrleitungen und ein Kaffee-Becher ebenfalls zu Artefakten einer entschwundenen Epoche.

Die Mitgliederausstellung des Merkunst-Vereins ist noch bis zum 19. Juli täglich von 10 bis 16 Uhr im Schlossgartensalon zu sehen.