Sixti-Ruine in Merseburg Sixti-Ruine in Merseburg: Rätsel um die verschwundenen Löwen

Merseburg - An der Wäscheleine entspannen sich Fachgespräche darüber, wie einmal dieses und jenes Haus ausgesehen hat, wo welcher Straßenzug war und was geblieben ist. Das verschwundene Viertel um St. Sixti ist am Sonntag anlässlich des Tags des offenen Denkmals noch einmal aufgetaucht. Auf Fotos, die an einer Wäscheleine in der Sixti-Ruine hingen, konnte man in Erinnerungen schwelgen, rätseln und sich austauschen.
Winfried Tiegel erinnert sich noch an das Viertel, in dem er auch heute noch lebt. „Als Kinder sind wir in den Straßen rumgetollt“, sagt der 79-Jährige. 1944 ist er nach Merseburg gekommen und ein Jahr später in die Schule gegangen. Er kennt die Stadt, das Viertel und auch die Sixti-Ruine gut. Viele Häuser waren in schlechtem Zustand.
Teil des alten Stadtkerns in Merseburg geblieben
„Vieles war nicht mehr zu retten“, erinnert er sich. 1968 fällt das Viertel dann der Rekonstruktion zum Opfer. Gott sei Dank, so sagt er, ist wenigstens noch ein Teil des alten Stadtkerns in Merseburg geblieben und spricht von der Gotthardstraße und Teilen des Entenplans. Tiegel sucht dann als Erwachsener für sich und seine Frau eine Wohnung in dem Viertel.
„Wir haben 2.100 Mark gezahlt und ich habe 500 Aufbaustunden im Betonwerk geleistet“, sagt der Merseburger. Die Wohnung, in der das Paar noch heute lebt, habe er sich sozusagen verdienen müssen. Noch bis in die 60er Jahre habe man Wasser aus dem Wasserturm bekommen und zeigt auf die Spitze des Turmes. „Und als Kinder haben wir hier immer Verstecken gespielt.“ Vor allem an dem Portal.
Rätsel um die Löwen
An Löwen, die neben dem Westportal auf Sockeln gewesen sein sollen, kann er sich jedoch nicht erinnern. Stadtführerin Angela Biemann würde gern das Rätsel um die Löwen lösen. „Es gibt Menschen, die behaupten, dass die Löwen, von denen einer auf dem Spielplatz ist, an dem Portal gesessen haben.“
Als das Westportal in Gedenken an den 99 Tage-Kaiser Friedrich III. nur einige Jahre vor der Jahrhundertwende um 1900 gestaltet und gebaut wurde, waren zuerst Modelle von Löwen auf den Sockeln. „Die wurden aber schon 1893 wieder entfernt“, sagt Biemann. Mitte oder Ende der 1970er Jahre könnten, wenn man den Berichten glauben will, zumindest für eine kurze Zeit das steinerne Löwenpaar dort gelegen haben, als dieser Bereich noch Naherholungsgebiet war. Bis jetzt habe Biemann nichts dazu finden können. „Wir suchen nun nach Fotos aus dieser Zeit, die womöglich die Löwen am Portal zeigen.“
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