Schkopau Schkopau: Mückentötolin aus Buna

Schkopau/MZ - Nach den großen Hochwässern an Saale und Weiße Elster haben sich die Mücken rasant vermehrt. Vor allem die Bewohner in der Aue werden von den Insekten derzeit genüsslich vernascht. Bei altgedienten Buna-Arbeitern aus Schkopau dürften in diesen Tagen Erinnerungen wach werden. Denn in den 50er Jahren wurde auch das Werk von einer Mückenplage heimgesucht. „Mein Vater arbeitete dort in der Werkleitstelle und erzählte, dass die Arbeiter im Freien wie Beduinen verkleidet herumliefen, um nicht gestochen zu werden“, erinnert sich der Merseburger Arnulf Ryssel.
Eines Tages sei ein Chemiker zu seinem Vater gekommen und habe von einem wirksamen Mittel erzählt, das man zusammengerührt habe - wie sich erst später herausstellen sollte, enthielt es die Grundlage für das in der DDR verbreitete Mückenschutzmittel „Mückol“.
Der in der Region bekannte Ornithologe Ryssel war schon damals als Jugendlicher stets in der Natur unterwegs, um Vögel zu beobachten. „Da wir uns häufig im Kollenbeyer Holz aufhielten, um Nistkästen aufzustellen, kam mein Vater auf die Idee, das Mittel doch bei uns zu testen“, erzählt Arnulf Ryssel.
Prompt überreichte der Vater seinem Sohn ein kleines Fläschchen mit dem Gemisch, das Ryssel in den folgenden Tagen auf seine Arme auftrug. Erinnern könne er sich vor allem an den Geruch: „Der war nicht so doll“, sagt er. „Aber wir haben mitgemacht und Protokoll geführt, wie lange uns die Mücken in Ruhe lassen.“
Nur noch im Internet erhältlich
Erst viele Jahre später habe er dann von seinem Vater erfahren, dass aus dem Testwässerchen das bekannteste Mückenschutzmittel in der DDR wurde - produziert im VEB Buna und VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt. Dieser hatte die Marke laut einer Internetdatenbank übrigens am 19. Februar 1955 angemeldet. Nach 40 Jahren wurde die Marke jedoch gelöscht und Mückol verschwand aus den Verkaufsregalen. „Die letzte Spraydose habe ich aber erst vor sechs Jahren verbraucht“, erzählt Ryssel.
Kaufen kann man Mückol immer noch - im Internet-Auktionshaus „Ebay“. Angeboten wird es dort von dem Baden-Württemberger Lars Körner. „Das sind alte Fundstücke meiner Tante“, erklärt er. Die habe zu DDR-Zeiten in einem Laden in Dresden gearbeitet und das Mittel gehortet. Ob es noch benutzt werden kann? „Ich weiß nicht, ob dann die Haut runterkommt“, sagt der Sammler mit einem Lachen. Nachgefragt ist Mückol laut ihm weiterhin. „Es findet sich immer wieder ein Käufer“, sagt Körner. Kein Wunder, bei der Mückenplage.
