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Saalereis Saalereis: Es bleiben oft nur Minuten zum Handeln

Von REGINA RETZLAFF 10.08.2010, 15:58

QUERFURT/MZ. - Die Zeit ist knapp. Der Notarzt hat gemeldet, dass er mit einem Schlaganfallpatienten auf dem Weg ins Klinikum ist. Derweil beginnen Dr. Andrea Jäkel und ihr Team der so genannten Stroke-Unit, der Schlaganfall-Einheit im Bereich der geriatrischen Station, sich auf die Patientenaufnahme vorzubereiten.

"Je schneller der Patient bei uns ist, umso besser sind die Chancen, ihm bei einem Schlaganfall zu helfen. Wir sprechen von einem Drei-Stunden-Fenster vom Auftritt der ersten Symptome an", erklärt Dr. Jäkel, die Oberärztin des geriatrischen Zentrums im Querfurter Haus des Carl-von-Basedow-Klinikums ist. In diesen drei Stunden kann die Lyse-Therapie, die Auflösung des Gerinnsels im Gehirn, wirkungsvoll angewendet werden.

Seit Oktober 2009 gibt es diesen neuen Bereich im Querfurter Klinikum. "Wir haben schon immer in der Geriatrie viele Schlaganfälle behandelt. Das brachte uns darauf, eine Variante zu suchen, diese Behandlung weiter zu optimieren innerhalb der internistischen Klinik", schildert die Oberärztin. Und so kam es zum Aufbau der Stroke-Unit innerhalb der geriatrischen Station.

Hier stehen nun vier Betten in zwei Zimmern für die Behandlung akuter Fälle bereit. Von einem Tresen zwischen diesen beiden Zimmern überwacht eine Schwester die Patienten. Trifft der Patient ein, wird sofort eine Schädel-Computer-Tomographie gemacht. Dann kommt er auf die Schlaganfall-Einheit. "Wir kontrollieren hier dann laufend die Risikofaktoren wie Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzucker, Sauerstoffzufuhr, EKG oder Atmung. Dafür ist jedes Bett mit einem Monitor ausgerüstet. Auch an der Schwesternstation laufen die Daten ständig ein, so dass der Patient rund um die Uhr überwacht wird."

Die für den Bereich zuständige Ärztin ist Dr. Christiane Große. Ihr zur Seite steht pro Schicht eine eigens geschulte Schwester, die die beiden Zimmer überwacht. Innerhalb von 24 Stunden könne nun eine komplette Diagnostik auch mittels Gefäßuntersuchung und Herzultraschall erstellt werden. Von Anfang an kümmern sich Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden um die Patienten. Dazugezogen wird mit Dr. Michael Jakob auch ein in Querfurt ansässiger Neurologe.

Die intensive Versorgung auf der Stroke-Unit dauert bis zu 80 Stunden. Dann gehen die Patienten entweder auf die geriatrische Station oder zu weiteren Anschlussbehandlungen. Seit Oktober 2009 wurden 178 Patienten behandelt. Bei acht von ihnen konnte eine Lyse-Therapie angewendet werden. Das sei ein guter Wert, so Dr. Jäkel, die den Menschen rät, bei auftretender Halbseitenlähmung, bei Gefühls- oder Sprachstörungen, hängenden Mundwinkeln, Sehstörungen mit akuten Kopfschmerzen sofort den Notarzt zu rufen. Es könnte nämlich ein Schlaganfall sein, der sich da ereignet hat. "Und da geht es eben um Minuten. Je schneller man bei uns ist, umso besser können wir helfen. Wir haben im Notfall immer ein Bett frei in der Stroke-Unit."