Saalekreis Saalekreis: Walzer und gute Nachrichten
LEUNA/MZ. - "Ich wäre ja viel ruhiger gewesen, wenn Ministerpräsident Böhmer selbst gekommen wäre, dann hätten wir im Notfall einen Gynäkologen hier gehabt", schmunzelt Martin Halliger, der Sprecher der Infraleuna. Er spielte dabei auf Susi Brandt an, die hochschwanger den 3. Leunaer Wirtschaftsball moderierte. Doch kein Grund zur Panik - stellvertretend für Wolfgang Böhmer (CDU) kümmerte sich Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) beim Eröffnungswalzer fürsorglich um die MDR-Frau.
Rund 300 Gäste aus Wirtschaft und Politik waren am Samstagabend auf Einladung der Standortgesellschaft Infraleuna und der Stadt Leuna bei der eleganten Abendveranstaltung dabei, darunter allein 50 Firmen vom Standort Leuna inklusive ihrer Geschäftspartner. Neben Musik von der Band "Jamtonic" und beeindruckenden Showtanz-Einlagen von den Energy Dancers aus Berlin gab es ein raffiniertes Büfett mit Spezialitäten aus Sachsen-Anhalt.
Gesprächsthemen des Abends waren neben Lobeshymnen auf die Müchelner Lachsforelle, Kaninchen-Pralinen oder Halloren-Konfekt allerdings natürlich die Wirtschaft nach der Wirtschaftskrise und die steigenden Energiepreise.
Infraleuna-Geschäftsführer Andreas Hiltermann gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich die Rahmenbedingungen für Investitionen am Standort nicht verschlechtern mögen, sah aber auch schon die dunkle Wolke der Energiepreisanhebung über den Leunaer Firmen schweben. "Wenn sich die Energiekosten so entwickeln, wie das derzeit angekündigt wird, würde das für 2011 fünf Millionen Euro an Mehrkosten für den Chemiestandort bedeuten", befürchtet Hiltermann.
Wenn die Infraleuna am 1. Januar 2011 ihr 15-jähriges Bestehen feiert, werden rund 5,5 Milliarden Euro am Standort investiert worden sein. Darauf bezugnehmend betonte Wirtschaftsminister Haseloff die Bedeutung Leunas innerhalb des Europäischen Chemienetzwerkes, dessen Präsident der Mann mit Ambitionen auf den Ministerpräsidentenposten in Sachsen-Anhalt seit vier Jahren ist. Zu diesem Netzwerk gehören laut Haseloff 22 Regionen mit 105 Millionen Einwohnern, wovon 920 000 Chemiearbeiter sind, die in 9 700 Unternehmen ein Bruttoinlandsprodukt von 2,8 Billionen Euro erwirtschaften.
Gute Nachrichten gab es am Ballabend vom irischen Konzern Quinn Chemical. Das Unternehmen hatte in Leuna mit dem Bau einer Anlage zur Produktion von Methylmethacrylat (ähnelt Acrylglas) begonnen, was zum Beispiel zur Herstellung von Autorücklichtern oder LED-Bildschirmen benutzt wird. Die Großinvestition mit einem Umfang von 260 Millionen Euro war jedoch Anfang 2009 auf Eis gelegt worden. "Die Wirtschaftskrise war schuld", begründet Werksleiter Dermot Carey. Allerdings wolle man unbedingt an Leuna festhalten und das Projekt erfolgreich weiterführen. Man hoffe, dass die Bautätigkeit 2011 fortgesetzt werden könne. "Aber selbst wenn wir morgen mit den Vorbereitungen dazu beginnen würden, würde es ein Jahr dauern, bevor es richtig losgehen könnte", sagt Carey der MZ. "Jobs haben wir deshalb jetzt auch nicht zu vergeben. Wir melden uns wenn es soweit ist." Ist die Quinn-Anlage fertiggestellt, sollen dort einmal 100 Leute arbeiten.