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Saalekreis Saalekreis: Verunreinigtes Wasser für Kohlrabi, Kohl und Gurken

Von UNDINE FREYBERG 14.06.2010, 15:58

MERSEBURG/MZ. - "Wir benutzen das Wasser aus unseren Brunnen ja eigentlich nur zum Gießen", erzählt Dietmar Eckardt aus der Kleingartenanlage Merseburg-Ost in Meuschau. Das fürs Kaffeewasser bringe jeder von zu Hause mit. "Obwohl mit Sicherheit schon mal jemand Wasser aus seinem Brunnen getrunken hat - passiert ist aber noch nie was."

Nach der Untersuchung von privat genutzten Brunnen im Saalekreis hatte die Umweltschutzorganisation VSR-Gewässerschutz mit Sitz in Geldern in Nordrhein-Westfalen Ende vergangener Woche Alarm geschlagen. Das Grundwasser sei weiträumig mit Nitraten belastet. Weite Bereiche stünden nicht mehr als Reserve für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zur Verfügung. Im Wasser der Hälfte von 20 im Mai untersuchten Brunnen im Raum Merseburg, Schkopau, Bad Dürrenberg und Braunsbedra habe die Nitratkonzentration zum Teil weit oberhalb des Grenzwertes für Trinkwasser der Weltgesundheitsorganisation von 50 Milligramm pro Liter gelegen.

Das Wasser in der Region sei seit vielen Jahren gleich bleibend hoch belastet, sagte Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz der MZ. Er kommt regelmäßig mit dem Gewässermobil nach Merseburg, um Proben von Privatleuten zu untersuchen. "Bei so hoher Nitratbelastung sollte man das Wasser nicht mal zum Gießen von Gemüse benutzen, da sich die Schadstoffe auch dort anlagern können" erklärt er. Nach Möglichkeit sollte man auf Regenwasser ausweichen. "Viele Leute wissen allerdings noch nicht einmal, dass ihr Brunnenwasser belastet ist und trinken es. Sie denken wahrscheinlich: Es kommt aus sieben Metern Tiefe, das muss doch sauber sein. Ist es aber eben nicht."

Von den 52 Gärten in der Kleingartenanlage Merseburg-Ost hat jeder einen Brunnen. Vor fünf Jahren sei die Grundwasserqualität noch tadellos gewesen, erzählt Peter Eichler, der seit 35 Jahren hier seinen Garten hat. "Ich hatte das Wasser aus meinem Brunnen testen lassen, und das hatte ergeben, dass es lediglich für Kleinstkinder ungeeignet ist." Ein neuer Test im Jahr 2009 besagte dann, dass das Wasser längst nicht mehr zum Trinken geeignet sei. Neben einer hohen Konzentration an Nitraten enthalte es auch sehr viele Bakterien, erklärte Vereinschef Dieter Kurch gegenüber der MZ.

Während die Grundwasserbelastung vielerorts auf die Landwirtschaft und deren Düngepraxis geschoben wird, haben die Kleingärtner aus Merseburg-Ost eine ganz andere Idee. "Wir liegen hier ganz in der Nähe des Mittelkanals und der ist schon lange kein fließendes Gewässer mehr, ist völlig verlandet", erklärt Eichler, der auch Vorsitzender des Meuschauer Angelsportvereins ist. Deshalb denkt er wie viel andere auch, dass dort Schadstoffe ins Grundwasser gedrückt werden. Eichler: "Und das Ergebnis haben wir in unseren Brunnen - einige davon stinken sogar richtig."