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Saalekreis Saalekreis: Theaterkino kommt toll an

Von ELKE JÄGER 10.09.2010, 19:28

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - Ein wahrer Theaterfreund lässt sich vom Regen nicht vertreiben - genau das bewies sich Freitagabend in Bad Lauchstädt. Erstmals wurde das Festspiel der deutschen Sprache auf eine Großleinwand vor dem Theater übertragen. Dies ließen sich deutlich mehr als 100 Freiluft-Besucher auf den kostenlosen Sitz- und Stehplätzen nicht entgehen.

"Das hat mich einfach gereizt", meinte Christoph Lehmann aus Halle. Der 21-jährige Physikstudent hatte im Radio davon gehört und seinen Freund Jonas Dabelow (22) vom Mitkommen überzeugt. Beide waren überrascht: "Das hat uns echt gut gefallen, was sich mit Sprache ausdrücken lässt". Während die Schauspieler im ersten Teil Gedichte und Briefe vortrugen, folgte im zweiten eine szenische Lesung von Schillers "Kabale und Liebe". Stark beeindruckt von der ganzen Festspiel-Atmosphäre im Freien zeigten sich auch Helga und Ulrich Waldschmidt aus Bad Lauchstädt: "Wir haben das sonst im Fernsehen gesehen, es direkt zu erleben, ist eine ganz tolle Sache."

In der Goethestadt Bad Lauchstädt schauten am Freitag die Einheimischen, wenn sie tagsüber auf Fremde trafen, besonders aufmerksam hin. Es hätte sich ja um einen der berühmten Stars handeln können. Schauspieler wie Sebastian Koch oder Gudrun Landgrebe, Pauline Knof oder Ernst Jacobi, Hans Stetter oder Axel Milberg, die im "Lauchstädter Hof" logierten und den Weg zum Theater bei schönem Wetter zu Fuß zurücklegten.

Manchem ist sicher der charmante ältere Herr mit der runden Brille aufgefallen, der sich aufmerksam umsah bei seinem Spaziergang. Ernst Jacobi. "Hier ist alles noch so ruhig ländlich, ganz ursprünglich", schilderte der 77-Jährige seinen Eindruck. Richtig ins Schwärmen geriet er über die alte Apotheke mit den Sitznischen am Portal. Das Theater hat er vom Keller bis zur Garderobe im Dach erkundet: "Sehr schön gepflegt!"

Eigentlich, erzählte Jacobi, der am Stadtrand von München wohnt, habe er sich zurückgezogen von der Bühne. Er schreibe jetzt und trete nicht mehr auf. Der erste Teil seiner Erinnerungen ist unter dem Titel "geb. 33" erschienen. Doch als ihn Prof. Edda Moser zum Festspiel 2010 nach Bad Lauchstädt einlud, konnte er nicht "nein" sagen. Am gleichen Tag nämlich habe er mit seiner Frau eine Reise durch die Parks in Sachsen-Anhalt unternommen und sei begeistert gewesen von Bad Lauchstädt.

Zum Vortragen hatte Jacobi Gedichte von Goethe und Rilke ausgesucht, im zweiten Teil gab er Miller, Luises Vater, seine Stimme.