Saalekreis Saalekreis: Saurierspur lockt zum Gang in die Erdgeschichte
MÜCHELN/MZ. - Bunte Handabdrücke werden demnächst im Straßenpflaster Müchelns zu sehen sein. Handabdrücke? Nein, Fußabdrücke sind es, die wie menschliche Hände aussehen. Von der Marina am Geiseltalsee werden sie eine Fährte bis zur Stadtinformation am Markt hinterlassen. Das ist der Plan eines Projektes des Naturparks "Saale-Unstrut-Triasland". Dieser öffnet in Mücheln eines von fünf Eingangstoren in die spannende Welt der Geologie.
"Das Ziel ist, Touristen, die den Geiseltalsee besuchen, in die Stadt zu locken und für das Thema zu begeistern", so Matthias Henniger, der Geologe des Naturparks. Geplant sei, mit Hilfe von Kunststoff-Stempeln die Fußabdrücke des sogenannten Chirotheriums in Betonblöcke zu übertragen. Diese werden in den Boden eingelassen und sollen Besuchern den Weg in die geologische Ausstellung im alten Postamt weisen.
Chirotherium? Was soll das sein? "Es wird auch Handtier genannt und ist ein typisches Spurenfossil des Buntsandsteins", erklärt Henniger. Die Spuren des Sauriers, einem Vorläufer der Dinosaurier, der vor ungefähr 220 Millionen Jahren hier lebte, sehen nämlich aus wie Handabdrücke und seien ganz typisch für diese geologische Einheit, so Henniger.
"Über beschilderte Geopfade und Führungen können sich Interessierte dann immer weiter in das Thema vertiefen", erzählt Henniger von dem Konzept. Immerhin sei die riesige Masse an Informationen zur Geologie und zu Fossilien auf so engem Raum einzigartig in Europa, meint der Geologe.
Die Fährte soll Besucher also in die Innenstadt locken. In der dortigen Touristinformation endet sie kurz hinter der Eingangstür am Querschnitt einer echten Buntsandsteinwand. Dort verschwindet der Saurier, nur die hintere Hälfte samt beeindruckendem geschupptem Schwanz schaut heraus. Auf der anderen Seite der Wand findet der Besucher das Tier wieder - hier streift es in einer plastischen Panoramadarstellung durch die wüstenähnliche, urzeitliche Landschaft.
Das Gebäude soll, wenn ausreichende finanzielle Mittel bereitstehen, auch in den darüber liegenden beiden Etagen zur Ausstellung ausgebaut werden, so Hubert Storch vom Kultur- und Heimatverein. "Es ist leider schwer, Ausstellungsstücke aus dem Geiseltalmuseum in Halle hier ins Geiseltal zu bekommen", ärgert sich Storch.
Doch auch so hat die Geologie der Region genug Potenzial, findet der Geologe Henniger: "Mit dem Geiseltal, seinen Fossilien und der geologischen Situation kann man jede Menge Wissen vermitteln", so der 34-Jährige. Dabei geht es beispielsweise um die Salinen der Region, Spuren von Vulkanausbrüchen in der Eifel und natürlich um die relativ junge Braunkohle mit ihren vielen prächtigen Fossilien. Aber auch Wissenschaftsgeschichte kann vermittelt werden. "Die Lackfilmmethode, mit der auch die Buntsandsteinwand hier im Haus entstand, wurde in den 30er Jahren bei Ausgrabungen im Geiseltal entwickelt", erzählt Henniger.
Der Saurier selbst ist übrigens nie gefunden worden, lediglich seine Spuren sind in Europa und Nordamerika zu finden, so der Geologe. "Wie das Tier wirklich aussah wissen wir nicht, der Körperbau des Sauriers wurde nur über die Fußabdrücke rekonstruiert", erzählt Henniger.