Saalekreis Saalekreis: Nur wenige wollen den Sozialpass haben
MERSEBURG/MZ. - Merseburg gehört zu den wenigen Städten in Sachsen-Anhalt, die einen Sozial-Pass anbieten. Damit zahlen hier beispielsweise Langzeitarbeitslose weniger Eintritt zu Kultur- oder Sportveranstaltungen. Ins Schwimmbad kommt man sogar einige Male kostenlos. Ein gute Sache, könnte man meinen. Stimmt - aber genutzt wird der Merseburg Sozial-Pass nur von wenigen.
Mehr als 5 000 Hartz-IV-Empfänger gibt es derzeit in Merseburg. Sie alle haben im Prinzip Anspruch auf den Sozial-Pass der Stadt. Beantragt haben ihn im vergangenen Jahr aber lediglich knapp 300. Auch in diesem Jahr dürften kaum mehr Anträge im Sozialamt der Stadt eingegangen sein.
Für Linken-Stadträtin Halina Anton könnte das daran liegen, dass der Pass einfach zu unbekannt ist - obwohl es ihn bereits seit Mitte der 90er Jahre gibt. "Wir wollen dieses besondere Angebot wieder mehr ins Gespräch bringen", sagt sie. Außerdem müsse der Pass sicher attraktiver gemacht werden. "Dazu gehört auch, mehr Partner ins Boot zu holen. Dazu laufen gerade Gespräche", sagt Sozialausschuss-Chef Detlef Walloch.
Arbeitslose bekommen den Pass in Merseburg nicht automatisch. Der Ausweis muss bei der Stadtverwaltung beantragt werden. Aber wer weiß eigentlich, dass es diesen Pass gibt? "Wir verweisen auf den Merseburg-Pass, entsprechende Flyer hängen bei uns aus", so Kathrin Paul vom Eigenbetrieb für Arbeit, der die Langzeiterwerbslosen betreut. Den Pass einfach direkt an die Betroffenen zu verschicken sei nicht möglich.
Kleine Erfolge dabei, den Sozial-Pass bekannter zu machen, gibt es aber offenbar. Die Stadt hatte in diesem Jahr kräftig die Werbetrommel gerührt. Der Eintritt zum Schlossfest im Sommer war erstmals für Pass-Inhaber preiswerter möglich, mehr als Hundert hätten das genutzt, hieß es aus dem Rathaus. Zudem weise man auf der Internetseite der Stadt auf den Pass hin, so Sprecherin Elke Benne. Die Resonanz sei insgesamt etwas besser geworden. Aber: "Natürlich könnte es noch deutlich mehr sein.
Anderswo ist die Zahl der Sozial-Pass-Nutzer deutlich höher. In Zeitz zum Beispiel. Hier beantragen jährlich mehr als 800 Menschen den Pass der Stadt. "Unser sozialer Dienst geht auf die Hilfsbedürftigen zu, das Angebot hat sich schon lange herumgesprochen", sagt Stadtsprecher Sebastian Nicolai. Der Pass berechtigt in Zeitz aber auch zur Nutzung der Tafel. Hier gibt es unter anderem verbilligte Lebensmittel. Auch in Lutherstadt Wittenberg wird ein Sozial-Pass besser angenommen als in Merseburg. Allerdings können ihn in der Lutherstadt auch Familien mit drei oder mehr Kindern beantragen.