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Saalekreis Saalekreis: Mit Stroh wird Futter knapp

Von DIRK SKRZYPCZAK 06.07.2011, 18:46

MERSEBURG/MZ. - Die ergiebigen Regenfälle am vergangenen Wochenende kommen für das Wachstum von Getreide und Raps zwar zu spät, aber immerhin werden die Zuckerrüben und der Mais von den satten Niederschlägen profitieren. "Ansonsten geht es unseren Bauern im Verbandsgebiet nicht anders als den Betrieben im übrigen Sachsen-Anhalt. Bei Getreide und Raps rechnen wir im Schnitt mit Ernteverlusten von 25 Prozent", sagt Norbert Münch, Vorsitzender des Bauernverbandes Saaletal und selbst Agrarunternehmer in Weißenschirmbach. Die regionalen Unterschiede seien jedoch frappierend. In den Ecken, in denen es wenig geregnet habe, müssten Bauern mit Einbußen von bis zu 50 Prozent leben. Beim Mais etwa gebe es eine Differenz beim Wachstum von bis zu einem Meter.

Weniger Grünschnitt

Jörg Schröder aus Bad Lauchstädt kommt da vergleichsweise glimpflich davon. "15 bis 20 Prozent fällt der Ertrag bei Getreide und Raps niedriger aus. Da nutzen mir auch die guten Böden nichts", sagt der Unternehmer, in seinem kleinen Betrieb mit einer bewirtschafteten Fläche von 200 Hektar Chef und einziger Angestellter in Personalunion. Kollege Siegfried Böhm aus Beuna hat elf Angestellte, 820 Hektar zu bestellen, zwei Biogasanlagen und einen Schweinezuchtbetrieb. Ihm macht vor allem die Futtersituation für seine Tiere zu schaffen. "Die Erträge reichen nicht, weil unter anderem der Grünschnitt auf den Wiesen nur die Hälfte der Mengen hergibt, die wir sonst erzielen."

Auslöser ist die lange Trockenperiode zwischen März und Juni. Die Getreidebestände sind kurz gewachsen, das Stroh wird bereits knapp. Um überhaupt mit dem Futter über die Runden zu kommen, wurde Getreide während des Wachstums bereits gedroschen, gehäckselt und siliert. "Trotzdem könnte es zumindest in unserem Agrarunternehmen nicht reichen. Dann müsste ich Futter zukaufen", erzählt Böhm.

Vernässte Flächen

Unterdessen müssen sich Betriebe wie die Agrofarm Domnitz neben den aktuellen Widrigkeiten - bedingt durch die Witterung - auch weiterhin mit vernässten Flächen herumschlagen. Obwohl vier Monate die Niederschläge kaum der Rede wert waren, sind 30 Hektar der Agrofarm-Felder nach wie vor nicht nutzbar. "Einige Äcker können wir nicht pflügen, weil auf ihnen noch immer das Wasser steht. Zum Teil haben wir die Felder dennoch bestellt, obwohl wir wissen, dass es wohl kaum etwas bringen wird", sagt Christina Naumann.

Norbert Münch, der Verbandsvorsitzende, weiß viele Bauern indes in einer gefährlichen Zwickmühle. "Einige Betriebe konnten im vergangenen Jahr die Qualität beim Getreide nicht halten, weil der Sommer 2010 verregnet war, und haben deshalb mit ihren Abnehmern vereinbart, die ausgefallenen Erträge in diesem Jahr zu liefern." Daran seien die Unternehmen nun gebunden und müssten vorrangig diese Kunden bedienen. "In Kombination mit den Ernteeinbußen frisst dieser Fakt den höheren Getreidepreis wieder auf, der sich in diesem Jahr erzielen lässt, weil man noch zu alten Konditionen liefern muss", berichtet Münch. Mit 180 Euro pro Tonne wird der Brotweizen aktuell gehandelt und damit 20 bis 25 Prozent höher als 2010.

Der Vorstand des Bauernverbandes Saaletal ist dennoch optimistisch, dass alle 92 Mitglieder die schwierigen Zeiten überstehen werden "und es keinem an den Kragen geht", wie es der Vorsitzende formuliert. Jörg Schröder aus Bad Lauchstädt jedenfalls jammert nicht, "denn das bringt nichts". Der Unternehmer hat auch keine andere Wahl. Er könnte sich schließlich nur selbst entlassen.