Saalekreis Saalekreis: Mit einem Taxi nach Leipzig
Merseburg/Halle (Saale)/MZ. - In Mitteldeutschland zieht die Taxi-Branche an einem Strang. So haben sich die Städte Halle und Leipzig mit den Kreisen Leipziger Land, Nordsachsen und dem Saalekreis sowie Taxibetrieben auf eine gemeinsame Tarifstruktur geeinigt. Ab dem 1. Juli dieses Jahres werden im gesamten Ballungsraum mit seinen rund 1,3 Millionen Einwohnern einheitliche Fahrpreise gelten. Nur der Landkreis Nordsachsen wird erst zum 1. November nachziehen. "Profitieren wird der Kunde, weil er in der Region mit einer einheitlichen Tarifgestaltung besser planen kann", sagt Beate Kiel, Leiterin von "Taxi Halle". Alleine in der Saalestadt wurden im vergangenen Jahr 322 000 Fahrten über die Taxi-Zentrale angemeldet.
Die Gebühren sind für 550 Betriebe und Kleinunternehmer verbindlich, darunter für 15 Firmen im Saalekreis und 90 in Halle. Mit der Tarifumstellung ist eine Preiserhöhung verbunden, die vor allem bei den sächsischen Partnern zum Teil kräftig ausfällt. Im Saalekreis liegt die Anhebung bei durchschnittlich 4,7 Prozent. "Vor allem durch steigende Energiekosten stecken alle Betriebe in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Dem müssen wir Rechnung tragen", meint Helmut Menzlow, Leiter des Straßenverkehrsamtes im Saalekreis. 2008 hatte es hier wie in Halle die letzte Tarifanpassung gegeben. Seitdem seien die Kosten für Taxiunternehmen um 16 Prozent gestiegen - ursächlich durch die Kraftstoffpreise.
"Dennoch ist mit viel Fingerspitzengefühl verhandelt worden. Man kann die Preisspirale nicht beliebig drehen. Es war eine Herausforderung und ein Kraftakt, die Interessen der Betriebe aus den Großstädten und dem ländlichen Raum unter einen Hut zu bekommen", sagt René Elix, Chef einer Taxifirma mit 120 Mitarbeitern aus Querfurt. Alleine seine Fahrzeugflotte benötige 100 000 Liter Diesel pro Monat. "Da kann sich jeder vorstellen, was ein Preisanstieg von zwei Cent für den Liter ausmacht." Auch Elix ist überzeugt, dass sich der mitteldeutsche Einheits-Tarif positiv auf das Geschäft auswirke. "Der Kunde wird es honorieren und hoffentlich öfters Taxi fahren."
Für Hans-Jürgen Zetzsche aus Leipzig, selbst Chef eines Taxi-Betriebs und Vorstandsmitglied im Landesverband Sächsischer Taxi- und Mietwagenunternehmer, ist der Schritt überfällig. "Der Wirtschaftsraum wächst zusammen, und es gibt genügend Beispiele, wo und wie so eine Allianz bereits funktioniert. Ich denke nur an den Mitteldeutschen Verkehrsverbund", erzählt er. Ein Jahr sei es ein zähes Ringen gewesen, "denn jede Kommune musste von ihrer Macht ein Stück abgeben". Einen Verbund nach dem Vorbild des MDV wird es vorerst aber nicht geben. Dass sich zunächst nur ein Quintett zusammengeschlossen hat, liegt an einer wichtigen Gemeinsamkeit: dem Flughafen Halle-Leipzig. Der Airport darf gemeinsam von den fünf Anrainern bedient werden.
Allerdings fällt mit der Novelle der günstige Flughafentarif für die Hallenser und Leipziger weg. Bislang mussten Fahrgäste, die von und zum Flughafen wollten, neben einer Grundgebühr von 1,80 Euro entweder 1,20 Euro pro Kilometer (werktags) oder 1,30 Euro (sonn- und feiertags) zahlen. Künftig gelten ausschließlich die neue Tarife. "Das ist absolut vernünftig. Man kann niemandem vermitteln, warum die Oma für ihre Fahrt zum Arzt mehr zahlen soll als der Manager, der zum Flughafen will", sagt Zetzsche. Im Saalekreis gibt es einen vergünstigten Flughafentarif übrigens nicht.
Die neue Preisstruktur, lobt Beate Kiel aus Halle, habe einen wichtigen Vorteil: die Tarifgestaltung wurde schlanker und entrümpelt. So fallen etwa Sondergebühren für das Mitführen von Tieren oder für viel Gepäck weg. Dafür dürfen die Taxen in der Saalestadt ab 1. Juli Zuschläge für Fahrten zwischen 20 und 5 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen verlangen. Bisher gab es diese Unterscheidung in Halle nicht. "Auch wenn es ab Juli teurer für unsere Kunden wird, haben sie doch für die nächsten Jahre verlässliche Preise", so Kiel.